Die Trigeminusneuralgie ist gekennzeichnet durch extrem heftige, scharf, elektrisierende, blitzartig einschießende, durch Kauen und Sprechen auslösbare Schmerzattacken im Versorgungsgebiet des Trigeminus Nervs.

Unser Körper ist ausgestattet mit zahlreichen Schmerzrezeptoren – sogenannten Nozizeptoren, werden diese durch die Umwelt gereizt (Kälte, Wärme, Druck, …) dann empfinden wir einen sogenannten nozizeptiven Schmerz; einfaches Beispiel wäre die heiße Suppe. Manchmal aber signalisieren Schmerzen nicht diese speziellen Sensoren – also die Nozizeptoren, sondern ein Nerv beginnt von sich aus Fehlsignale zu senden, man spricht dann von einem neuropahtischen Schmerz.

Bei der Trigeminusneuralgie „spinnt“ der Trigeminusnerv, die Betroffenen leiden unter heftig, scharf, elektrisierenden, blitzartig einschießenden Schmerzattacken. Multiple Attacken können täglich über Wochen bis Monate auftreten. Dumpfe, brennende oder klopfende Schmerzen können vorkommen, vor allem zu Beginn einer Attacke. Die Dauer der Attacken selbst beträgt meistens Sekunden, gelegentlich auch bis zu 2 Minuten. Die Schmerzattacken werden meistens durch einfachste Berührung, z. B. mit einem Haar, an sogenannten Triggerzonen ausgelöst. Andere Auslöser sind kalte Luft, Sprechen, Kauen, mimische Bewegungen, Zähneputzen und emotionaler Stress. Die Triggerzonen können sehr klein sein, manchmal nur ein bis zwei Millimeter.

Am häufigsten sind die Äste V2 und V3 des Trigeminus Nervens betroffen, entweder allein oder in Kombination, selten die Äste V1, V2 und V3 zusammen. In 90 % der Fälle beginnen die Schmerzattacken nach dem vierzigsten Lebensjahr mit zunehmender Tendenz im höheren Lebensalter.

In der Regel ist der Verlauf fortschreitend, in den Anfangsstadien finden sich noch schmerzfreie Intervalle von mehreren Monaten oder sogar länger als einem Jahr. Ca. 1/3 der Patienten haben nur eine Episode in ihrem Leben. Die Ursache für die Trigeminusneuralgie sind Kurzschlüsse im Nerv selbst.

Jeder Nerv besteht aus vielen kleinen Nervenfasern, normalerweise sind die einzelnen Nervenfasern durch eine Isolierschicht voneinander getrennt, bei der Trigeminusneuralgie wird diese Isolierschicht geschädigt und so kommt es zu Kurzschlüssen im Nerv. Die Ursachen für die Schädigung der Isolierungsschicht sind vielfältig, sind die Ursachen bekannt, dann spricht man von einer sogenannten „symptomatischen Trigeminusneuralgie“. z.B. kann ein Hirntumor auf den Nerven drücken, dabei wird die Isolierschicht geschädigt und es kommt zu Kurzschlüssen. Anderes Beispiel für eine symptomatische Trigeminusneuralgie wären Erkrankungen, bei denen die Isolierschicht förmlich von alleine zerfällt, unser Immunsystem spielt dabei häufig eine wichtige Rolle – z.B. bei der multiplen Sklerose.

Findet der Arzt keine Ursache, dann spricht man von der sogenannten idiopathischen Trigeminusneuralgie. In den meisten Fällen findet man aber bei den idiopathischen Trigeminusneuralgie ein anatomisch abnormes Blutgefäß, welches die Nervenwurzel des Trigeminus unmittelbar nach Austritt aus dem Hirnstamm komprimiert. Durch ständige Pulsationen des Blutgefäßes entstehen Schäden an der jeweiligen Nervenwurzel mit Nerven Fehlverbindungen, die als Ursache der Schmerzen angesehen werden. Umstritten ist daher, inwieweit es überhaupt eine „idiopathische – also unerklärliche“ Trigeminusneuralgie gibt. Wahrscheinlich entsprechen die bislang als „idiopathisch“ klassifizierten Formen einer im MRT nicht nachweisbaren Form der gefäßbedingten Kompression.

Abgegrenzt von diesen beiden Krankheitsentstehungsmechanismen sollten all jene Trigeminusschmerzen werden, die durch Verletzungen des N.trigeminus ausgelöst sind (z.B. HNO-ärztliche und zahnärztliche Eingriffe, …). Klinisch findet sich hier häufiger ein Dauerschmerz zwischen den Attacken sowie eine Empfindungsstörung im Trigeminusversorgungsbereich – z.B. eine taube Lippe. Die Abgrenzung dieser verschiedenen Formen ist vor allem in Hinblick auf die Wahl der Therapiemaßnahmen von Bedeutung.

Die Therapie richtet sich nach der Ursache, wobei in den meisten Fällen zu Beginn zuerst konservativ – sprich nicht chirurgisch vorgegangen wird. Nur bei Versagen der medikamentösen Therapie kommen operative Verfahren in Betracht.

Psychotherapeutische Verfahren sind wirkungslos und nur bei erhöhter Suizidgefahr als begleitende Maßnahme indiziert. Unwirksam, leider aber immer wieder praktiziert, sind naturgemäß alle operativen Maßnahmen im Gesichtsschädelbereich wie Zahnextraktionen oder Kieferhöhlenoperationen.

Das Hauptziel bei der Therapie besteht in der Attackenvorbeugung. Die einzelne Schmerzattacke klingt so früh ab, dass jede Therapie zu spät kommen würde. Für die etwa 30-50 % der Patienten, die unter medikamentöser Behandlung nicht schmerzfrei werden, kommen operative Verfahren in Frage.

Die mikrovaskuläre Dekompression (MVD) ist bei der idiopathischen Trigeminusneuralgie eine kausale Therapie bei einem allerdings höheren Komplikationsrisiko. Hierbei wird das schuldige Blutgefäß aufgesucht und entfernt. Diese Operation kann bei der symptomatischen Trigeminusneuralgie und bei anderen Trigeminusneuropathien nicht eingesetzt werden.

Leider wird die Trigeminusneuralgie allzu häufig als „Verlegenheitsdiagnose“ bei unerklärlichen Schmerzen im Gesichtsbereich verwendet, wenn Sie also keine Triggerzonen haben und der Schmerzcharakter sich anders als oben beschrieben darstellt, dann haben Sie auch keine Trigeminusneuralgie.