Wissenschaft kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, eine davon wollen wir Ihnen hier aufzeigen.

Vorweg, wir sind für Wissenschaft, aber für eine sehr nachhaltige Wissenschaft. Was meinen wir damit? Wie alles im Leben kann man auch die Wissenschaft gründlich, genau und nachhaltig betreiben, oder aber eben nur oberflächlich. Wissenschaft ist also nicht gleich Wissenschaft, die Mehrheit der wissenschaftlich arbeitenden Menschen, arbeitet z.B. nicht nach den Kriterien der „Evidenz basierten Medizin“. Evidenz basierte Medizin ist nicht nur ein terminologischer Begriff, sondern war der Start einer neuen wissenschaftlichen Ära. Evidenz basierte Medizin bedeutet, dass Therapien und Medikamente streng nach wissenschaftlichen Richtlinien beurteilt werden. Was aber bedeutet strenge wissenschaftliche Richtlinien? Wir wollen Ihnen diesen „Graubereich“ der Wissenschaft anhand eines kleinen Beispiels erklären:

Sie sind Hautcreme Hersteller und wollen Ihr fertiges Produkt nun testen, Sie beauftragen 2 Firmen – Firma A. und Firma B., um Ihr Produkt, die Hautcreme, für Sie zu testen:

Firma A:
Firma A setzt eine Ausschreibung auf und bittet Passanten die Hautcreme an einem Straßenstand zu testen. Dort wird die Hautcreme auf die Haut aufgetragen und das subjektive Befinden des Patienten oder des Probanden notiert. Die Hautcreme wird von jungen hübschen Damen aufgetragen und die Testpersonen sind vorwiegend Männer. Wir müssen nicht länger ausführen worauf wir hinaus wollen, interessanterweise sind alle Männer mit der Hautcreme sehr zufrieden ihre Haut fühlt sich viel jünger an.
Die erhobenen Test werden an uns zurück gesendet, in einem kurzen Satz steht: von 200 Probanden empfanden 180 Probanden Ihr Produkt als sehr angenehm, 10 Probanden als gut und 10 enthielten sich einer Stellungnahme. 95% sind also mit dem Produkt zufrieden, wir könnten schon die Werbetrommeln rühren für unser Produkt.

Jedoch wissen wir, dass Firma A nicht seriös arbeitet und so beauftragen wir Firma B ebenfalls unser Produkt zu testen:
Firma B nimmt die Hautcreme und fertigt zuerst viele Kopien an worin sich aber keine Hautcreme sondern ein herkömmliches Hautfett befindet, ein sogenanntes Placebo. Die einzelnen Dosen werden codiert, so dass selbst der Verabreicher nicht weiß ob er nun den Wirkstoff, oder aber nur das Hautfett verteilt. Der Wirkstoff wird also „doppel blind“ verabreicht, weder der Behandler, noch der Proband weiß, ob er nun Wirkstoff, oder Placebo bekommt.
Heute weiß man nämlich, dass der Patient durch den Arzt, der den Wirkstoff kennt, unwissentlich beeinflusst wird. Deshalb müssen seriöse Studien immer „doppelblind“ durchgeführt werden! Da die Firma B. sehr genau arbeitet und schon jahrzehntelang in diesem Feld tätig ist, startet sie ihren Versuch zudem in mehreren Hauptstädten Europas (Multicenterstudie). Denn es könnte ja sein, das in Wien aufgrund des Leitungswassers die Hautcreme anders vertragen wird, als z.B. in Berlin.
Die Auswertung erfolgt mittels standardisiertem Fragebogen. Erst wenn die Auswertung dieser Daten (doppelblind, Multicenter, Placebo kontrolliert, statistisch aufgearbeitet, …) eine signifikante Aussage ergibt wird über das Studien Ergebnis von verschiedenen Wissenschaftlern der Firma beraten. Denn nicht nur bei der Durchführung, auch bei der Interpretation der Ergebnisse solcher Studien gibt es viel zu beachten.
Zum Beispiel muss bei der Auswertung der Daten geklärt werden, ob kein Fehler im Studiendesign vorlag, z.B. wenn bei dem Versuch vorwiegend Frauen, die die Pille nehmen vertreten waren. Solche Faktoren können die Ergebnisse der Studie verzehren, all das muss aufgearbeitet werden. Am Ende bekommen wir von Firma B eine genaue Auswertung der Studie, es wird zuerst der Studienaufbau beschrieben (Doppel blind, Multicenter, Placebo kontrolliert, …), dann werden die einzelnen Daten aufgelistet (Produkt an 4000 Probanden getestet, davon 2000 Placebo, davon 1000 weiblich unter 18 Jahre, …), nun kommen die Ergebnisse der Studie und zuletzt die Interpretation der Daten seitens der Firma B.

Sie sehen schon anhand dieses einfachen Beispiels wird klar was gründliches und genaues Arbeiten in der Wissenschaft bedeutet. Wir wollen Ihnen keine Gedankenbrücken bauen, aber es ist klar, eine Firma mit einem guten Produkt beauftragt Firma B und die mit einem schlechten Produkt Firma A zur Produkt Testung. Somit kann man als geübter Studienleser schon alleine vom Studiendesign Aussagen über ein Produkt machen. So nebenbei, die meisten Hautcremes am Markt werden von Firma A. getestet. Das Problem der heutigen Wissenschaft ist, sie wird von Menschen betrieben, die häufig andere Motive verfolgen, als nur wissenschaftliche Erkenntnisse. Wieso jemand wissenschaftlich Tätig wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Früher wurde Wissenschaft um der Wissenschaft selbst Willen praktiziert. Im Zuge der rasanten Entwicklung und Globalisierung entwickelte sich zunehmend eine Schattenwissenschaft, bei dieser geht es nicht mehr um Erkenntnisse, die die Menschheit weiter bringt, sondern nur um das Wohl und Profit Einzelner. Diese Schattenwissenschaft wird heute dafür verwendet um große Profite zu machen, oder um z.B. an akademische Titel zu kommen.
Die rasanten Entwicklungen in der Molekularbiologie veranlasst viele Ärzte dazu sich nicht ihrem Kerngebiet, nämlich der Patientenbetreuung zu widmen, sondern man bedient sich fragwürdiger biologischer Methoden, in der Hoffnung dadurch schneller den ersehnten Prof. Titel zu erlangen. Das hat fatale Folgen, nämlich schlechte Patientenbetreuung und schlechte „wissenschaftliche Arbeit“.
Solche fragwürdigen wissenschaftlichen Arbeiten (gut zwei Drittel aller wissenschaftlichen Arbeiten erfüllen nicht den Standard von Evidenz basierter Medizin) werden von namhaften medizinischen Journalen selbstverständlich nicht angenommen. Dies führte dazu, dass viele Ärzte sich zusammenschlossen und eigene wissenschaftliche Verlage gründeten. Denn egal ob die Arbeit gut oder schlecht ist, sie muss einmal publiziert werden, damit der Verfasser dem ersehnten Titel näher kommt. Und so kommt es, dass wir heute ein riesiges Spektrum an wissenschaftlichen Journalen haben die nicht einmal das Papier wert sind auf denen die Arbeiten gedruckt werden.
Mediziner sind in der Boulevardpresse heute in Europa generell stärker als gute Wissenschaftler vertreten. Dies beeinflusst nicht nur Konsumenten, sondern auch Entscheidungsträger in der Politik und Einrichtungen die Forschungsgelder verwalten und so wird in Europa sehr viel Geld in medizinische Einrichtungen gepumpt, die seit Jahren nur drittklassige Wissenschaft produzieren.
Erst langsam beginnt sich auch hier in Europa der Trend durchzusetzen, dass Ärzte, Biologen, Statistiker und Mathematiker im guten Einvernehmen nach strengen wissenschaftlichen Rahmenbedingungen zusammenarbeiten. Das mit den Kooperationen klappte leider nicht immer so gut, es wird zwar immer besser aber universitätsübergreifende Kooperationen sind erst vermehrt im letzten Jahrzehnt entstanden.
Diese Entwicklungen führten sicherlich zu dem schlechten Ruf der „Schulmedizin“! Fragen Sie ruhig Ihren Arzt ob die angewandte Methode „evidence based“ ist, erkundigen Sie sich selbst im Web in den entsprechenden Fachjournalen ob die Therapie überhaupt sinnvoll ist.