Hallo, Herr Dr. Belsky!

Die Zahnwurzel ist wieder da. Ich bin allein deshalb auf die Welt gekommen, um mich mit Zähnen zu befassen, so scheint es. Meine Probleme werden immer skurriler – dabei sind es nicht MEINE Probleme, sondern die der Fachleute, sprich Zahnarzt und Zahntechniker.

Im März hat mein Zahnarzt ein Oberkieferprovisorium eingesetzt. Es kam mir sehr eng vor, der Unterkiefer fand kaum Platz. Ich wurde beruhigt, es werde alles eingeschliffen. Ich solle das Provi jetzt einmal für einige Zeit tragen. Ja, und auch das Sprechen werde besser, man gewöhnt sich. Ich schaute in den Spiegel und war wenig erfreut. Die Zähne waren gelb, sie sollten aber so weiß werden wie die vorherigen – abgesprochen war die Farbe nicht. Die beiden Schneidezähne ragten hervor wie bei einem Daumenlutscher, der zudem Kettenraucher ist. Aber da war erst mal nichts zu machen, der Osterurlaub stand vor der Tür.

Ich lief also hinaus in die Welt, wenn ich “eins” sagte, klang es wie “einsch”, und “Mist” war immer nur “Mischt”. Ich blutschelte und spuckte, daß es eine Freude war und ließ das Sprechen lieber sein, weil mir auch die Zungenmuskeln weh taten, Kopfweh kriegte ich, konnte den Hals nicht mehr drehen, Schlucken war schwer. So etwas habe ich noch nie erlebt.
Dazu kam ein irritierendes Gefühl in der rechten Zahnreihe, ich tastete mit der Zunge immerzu die Zahnkanten ab und merkte: Da stimmt was nicht. Mit Hilfe von zwei Spiegeln ergründete ich dann mein Unbehagen: es fehlte ein Prämolar in der Reihe, die anderen Zähne standen etwas weit auseinander, die Mitte bei den Schneidezähnen war deutlich nach rechts verschoben, und der Zahnbogen war dadurch zu eng. Das Material ragte rechts einfach zu weit in den Gaumen hinein, und daher konnte ich auch nicht richtig sprechen.

Da muß ich gleich einen eventuellen Einwand abblocken: Ich habe von der Anlage her ein vollständiges Gebiß, jetzt sind rechts im Backenzahnbereich nur noch drei eigene Zähne ganz hinten, dann kommt nichts, und dann ein Schneidezahnimplantat. Dasselbe links. Links ist das Provi vollständig, rechts nicht. Es gibt keinen sachlichen Grund, einfach einen Zahn zu unterschlagen.

So. Die Entdeckung war ein Schock. Ich hielt mich gerade auswärts auf und reklamierte schriftlich. Keine Antwort. Ich schrieb erneut, da bekam ich die Antwort, es müsse ja noch geschliffen werden, dann werde es schon gut. Kein Ton zum fehlenden Zahn.

Bei der ersten Sitzung wollte der Zahnarzt dann wirklich nur innen etwas wegschleifen. Ich war fassungslos und wiederholte meine Reklamation, die Zahnreihe verrückt, der Bogen zu eng, die absolute Häßlichkeit und – die Krönung des ganzen: der fehlende Zahn. Weshalb dieser Zahn denn unterschlagen worden sei, wollte ich unbedingt wissen. Die Antwort hat mich sprachlos gemacht: “WESHALB STÖRT SIE DAS DENN?”

Ich habe verlangt, das Marterstück aus dem Mund zu nehmen. Zuvor hatte ich in einer anderen Praxis einen Abdruck machen lassen, damit mir der Zahnarzt nicht später was vom Pferd erzählt, von wegen ich könne nicht zählen oder so.

Jetzt frage ich mich: bin ich schizophren oder ist es der Zahnarzt?
Wer hat hier gepfuscht? Zahnarzt oder Labor?
Muß man nach einem solchen “Unfall” noch Vertrauen haben in einen Zahnarzt?
Zumal der sich über den Sachverhalt auch noch lustig zu machen scheint?

Danke für eine Antwort,
die verwirrte Zahnwurzel

Belsky Answered question 29. April 2014