Die meisten von Ihnen kennen die Angst vor zahnärztlichen Behandlungen – die Zahnarztphobie.

Häufig ist diese auf schmerzhafte Erlebnisse in der Kindheit zurückzuführen. Diese Ängste bleiben leider häufig bis in das Erwachsenenalter erhalten. Die Folge ist, dass der Zahnarzt meistens nur im Notfall, wenn die Schmerzen nicht vergehen, aufgesucht wird. Vorsorgeuntersuchungen bleiben völlig aus und die Zahngesundheit leidet enorm. Am traurigen Ende steht meist ein abnehmbarer Zahnersatz. Dieser ist mit großen Einbußen verbunden, das allgemeine Wohlbefinden lässt erheblich nach.

Angst ist – wie Freude, Trauer, Wut und Scham – ein Grundgefühl, das der Mensch in verschiedenen Lebensabschnitten mit unterschiedlichen Inhalten ausstattet. Angst ist evolutionsgeschichtlich betrachtet ein sinnvoller und hilfreicher Affekt, der uns vor den zahlreichen Gefahren in früherer Zeit warnte und, bei angemessener Reaktion darauf, vor deren Folgen schützte.

Natürlich ist der heute in den Industriestaaten lebende Mensch nicht mehr den gleichen Gefahren ausgesetzt wie damals. Die Grundgefühle und die damit verbundenen Reaktionen haben sich aber kaum verändert. Längst beziehen sich unsere Ängste also nicht mehr nur auf unmittelbare Gefahrensituationen, sondern werden mit Inhalten ausgekleidet, die häufig mit uns selbst zu tun haben.

Angst ist zudem zu einem großen Teil erlernt und hängt oft mit traumatischen Erfahrungen in der Vergangenheit, meist in der Kindheit und Jugend, zusammen. Erlebte Gefahrensituationen brennen sich tief in das Gedächtnis ein, was biologisch auch sinnvoll ist, und so begleiten uns manche dieser Erfahrungen und machen uns auch noch zu schaffen, wenn wir schon erwachsen sind.

So ist ein wesentlicher Faktor bei der Manifestation von z.B. sozialen Ängsten, zu hohe Ansprüche an sich selbst. Manche Menschen verlangen von sich, alles perfekt machen zu müssen, sich keine Fehler erlauben zu dürfen. Mit diesem eigenen Anspruch steigt auch die Angst, Fehler zu machen, sich zu blamieren und kritisiert zu werden. Verlust an sozialer Wärme und Empathie trägt zu dieser Problematik bei und so wird dieses Streben nach Perfektion häufig zu einer Angstreaktion.

Diese Angst beruht nicht auf wahren Gefahrsituationen, sondern ist oft der Ausdruck eines geringen oder angeschlagenen Selbstwertgefühls. Je geringer das Selbstwertgefühl ist, je mehr man denkt, nicht in Ordnung zu sein, umso mehr entwickelt man Angst vor Ablehnung und Kritik. Manche Menschen kompensieren diese Angst mit materiellem Konsum, andere reagieren mit Rückzug, andere wiederum verfolgen verbissen ihre Kariere – was aber immer bleibt ist die Angst.

Die heutigen Ängste sind also meistens ein Konstrukt, bestehend aus Erfahrungen, Erziehung, sozialer Intelligenz und evolutionsbiologischen Verarbeitungsmustern. Millionen Menschen bekommen täglich Spritzen, Millionen Zähne werden täglich behandelt und trotzdem gibt es sehr viele Menschen, die den Zahnarztbesuch als eine unüberwindbare Gefahr betrachten.

Bei genauerem Hinsehen geht es aber weniger um die Angst vor der Behandlung, häufig verbirgt sich hinter der sogenannten Zahnarztphobie ein Kindheitstrauma, Scham und die damit verbundene negative Energie. In einer solchen Situation entstehen Gefühle von Ohnmacht und Angst umso schneller, je schwerer man sich tut, anderen Grenzen zu setzen bzw. „nein“ zu sagen. Bei manchen Menschen verbirgt sich hinter einer Zahnbehandlungsphobie also vor allem „Schamangst“, weil sie wegen schlechter Zahnhygiene Kritik durch den Zahnarzt erwarten.

Viele Menschen leiden ihr Leben lang unter einer solchen Lebensbeeinträchtigungen. Das kann auch pathologische Züge annehmen und zu einer richtiggehenden Lähmung des Betroffenen führen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man vor etwas Bestimmtem Angst hat (z.B. Autofahren, Turmbesteigung) oder ob die Angst scheinbar aus “heiterem Himmel” kommt und der Betroffene nicht genau sagen kann, wovor er Angst hat – oft auch vor der Angst selbst. Angemessenes Reagieren oder Handeln ist dann häufig unmöglich geworden, was zu erheblichen Problemen bei der Arbeit oder im Umgang mit anderen führen kann.

Wie können Sie als Patient dieser Angstspirale entrinnen? Hier ein paar Tipps, die Ihnen dabei helfen können, Ihre Angst zu meistern und ihre Zahngesundheit zu sichern:

Zuallererst sollten Sie Sich darüber bewusst werden, dass Sie nicht allein sind und dass Zahnarztangst kein unüberwindbares Hindernis ist. Viele Menschen auf der ganzen Welt leiden unter akuter Angst vor Zahnarztbesuchen und viele von Ihnen schaffen es mit Hilfe von ausführlicher Patienteninformation, Patientencommunities wie checkdent und dem richtigen Zahnarzt, ihre Phobie hinter sich zu lassen. Auch wenn es Ihnen jetzt als unmöglich erscheint, es gibt für jeden Menschen mit Zahnarztangst ganz individuelle Mittel und Wege, Zahnarztbesuche zu meistern. Wir sind hier, um Ihnen diese Wege aufzuzeigen und Sie auf dem Weg aus der Angst zu begleiten.
Sollten Sie eine ablehnende Haltung vom Zahnarzt und/oder seinem Team wahrnehmen, dann seien Sie nicht traurig oder verärgert. Haben Sie Mitleid mit demjenigen, denn eigentlich drückt so ein Verhalten Hilflosigkeit und Mangel an Empathie aus.
Versuchen Sie sich nicht an negativen Erfahrungen festzuhalten, die Vergangenheit wird Ihre Zahnprobleme nicht lösen. Ein Gewinner fällt genauso häufig hin wie ein Verlierer, er steht nur immer wieder auf! Nur weil Sie eine schlechte Erfahrung machten, heißt das nicht, dass es immer so sein wird. Holen Sie sich mehrere schriftliche Angebote ein, dort wo Sie sich dann am wohlsten fühlten, beginnen Sie die Sanierung.
Vielleicht fällt es Ihnen generell schwer, anderen Menschen zu vertrauen. Auch die Behandlungsumstände können ängstigen, insbesondere wenn man sich dem Zahnarzt hilflos ausgeliefert fühlt, weil man auf dem Rücken liegt, unfähig ist zu sprechen und erlebt, wie andere in einen hochempfindlichen Teil des Körpers eindringen. Sie sind aber nicht hilflos, Sie können jederzeit die Behandlung unterbrechen, informieren Sie sich vorher schon was und wieso gemacht wird, dadurch fühlen Sie sich nicht mehr hilflos!
Informieren Sie sich über die vielfältigen Methoden schmerzfreier Behandlung (von der Lokalanästhesie über die Vollnarkose. Heutzutage können Zahnbehandlungen ganz individuell Ihren Wünschen angepasst werden, etwa durch eine Aufteilung in mehrere kleine Sitzungen, die Vermeidung unnötig langer Wartzeiten und die Möglichkeit, sich von einer Vertrauensperson begleiten zu lassen.
Informieren Sie den Zahnarzt und seine Helfer offen über Ihre Ängste. Dadurch entlasten Sie sich selbst, da Sie sich künftig nicht mehr „zusammenreißen“ müssen. Zugleich ermöglichen Sie es dem Zahnarzt, mit Ihnen eine Behandlungsweise zu vereinbaren, die Ihnen das größtmögliche Maß an Wohlbefinden gewährleistet. Wenn Sie sich für Angst schämen, gehört das offene Gespräch zu den erfolgreichsten Wegen, sowohl Angst als auch Scham zu überwinden.
Sprechen Sie schon bei der Terminvereinbarung offen über Ihre Angst und machen Sie vorerst nur einen Termin für ein kurzes Beratungsgespräch aus, nur um auszutesten, ob Sie Sich bei diesem Zahnarzt wohlfühlen. Dabei müssen Sie nicht einmal in die Nähe des Zahnarztsessels kommen. Wenn Sie bei dem Termin herausfinden, dass dieser Zahnarzt nicht der richtige für Sie ist, dann sagen Sie das offen und setzen Sie die Suche fort.
Reden hilft immer! Tauschen Sie Sich mit Vertrauenspersonen im Freundschaftskreis, in der Familie und der checkdent community aus.
Nehmen Sie Sich Zeit dafür, den für Sie richtigen Zahnarzt zu finden. Achten Sie darauf, ob ein Zahnarzt zum Beispiel auf seiner Profilseite und/oder seiner Homepage angibt, ein offenes Ohr für nervöse oder ängstliche Patienten zu haben, und vielleicht sogar mit einem Psychotherapeuten zusammenarbeitet. Sie können den Zahnarzt bequem über unser Nachrichtensystem kontaktieren und so vor dem ersten Besuch ein wenig kennenlernen.
Vereinbaren Sie sich mit Ihrem Behandler ein Zeichen mit dem Sie die Behandlung jederzeit wortlos unterbrechen können, wenn es Ihnen zu viel wird. Ein verständnisvoller Zahnarzt wird sich gerne die Zeit nehmen, Sie wieder zu beruhigen, bevor er die Behandlung fortsetzt.
Scheuen Sie zudem nicht professionelle Hilfe anzunehmen – viele Zahnärzte arbeiten aus diesem Grund mit Psychotherapeuten zusammen. Mit Ihrer Hilfe wird in mehreren Einzeltherapiestunden nicht nur an Ihren Zähnen gearbeitet, sondern auch an Ihrer Phobie.
Manche Menschen neigen dazu vor Angst auf Autopilot umzuschalten und einfach den „Befehlen“ des Zahnarztes zu folgen. Falls Ihnen das bekannt vorkommt, bitten Sie einen Freund oder Verwandten Ihres Vertrauens um Verstärkung. Er/Sie kann Sie zu dem Termin begleiten und davon abhalten, sich z.B. gegen Ihre ursprüngliche Absicht gleich in den Zahnarztsessel zu setzen.