Hallihallo, guten Tag.
Toll, dass es so ein Forum gibt.
Ich habe vor 4 Wochen plötzlich eine vollkommen schmerzlose, sehr feste Eiterbeule am Zahnfleisch bekommen. Und zwar direkt an einer Zahnlücke (46er) im Unterkiefer. Der Zahn wurde schon vor 5 Jahren gezogen und ich hatte nach der Extraktion nie Probleme, auch keine Wundheilungsstörungen oder Ähnliches.
Meine Zahnärztin hat diese Eiteransammlung entfernt und Röntgenbilder (Lücke und Panorama) gemacht, welche beide unauffällig waren.
Zwei Wochen später wurde mir der Kieferknochen aufgebohrt, da meine ZÄ meinte, man müsse der Sache mit dem Eiter ja auf den Grund gehen. Sie fand nichts, entnahm aber Gewebeproben. Ergebnis (laut Befund, wörtlich): “mittelgradige Osteomyelitis unter Ausbildung eines Geflechtknochens mit Fibrose. Ohne Eiter und ohne entzündliche Anzeichen”
Jetzt habe ich im Internet gelesen, dass die Diagnose (Kiefer)osetomyelitis alles andere als lustig und extrem schwer therapierbar ist.
Aber überall steht etwas von Schmerzen, Bewegungseinschränkungen usw. Ich habe aber nach wie vor überhaupt keine Beschwerden. Wirklich nichts. Auch die Eiterbeule ist bislang nicht wiedergekommen.
Kann es sich um eine Fehldiagnose handeln? Oder gibt es auch harmlose Verläufe der Kieferosteomyelitis? Was ist denn überhaupt eine [B]Kieferosteomyelitis ohne entzündliche Anzeichen und ohne Eiter[/B]? Eine Entzündung ohne Entzündung? Ich verstehe das alles nicht.
Meine Zahnärztin hat mich zum Gesichts- Kieferchirurgen überwiesen und meine ich müsse vermutlich eine Knochenszintigraphie und ein CT machen und zunächst Antiobiotika einnehmen.
Mir erscheint das alles völlig absurd, da ich mich ja – subjektiv – bester Gesundheit erfreue!
Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Beste Grüße,
Antenne
Sehr liebe Antenne!
Meine Zahnärztin hat diese Eiteransammlung entfernt und Röntgenbilder (Lücke und Panorama) gemacht, welche beide unauffällig waren.
Irgendwas wird schon dort sein, nur sieht es die Ärztin nicht, sonst hätten Sie keinen Abszess bekommen …
Zwei Wochen später wurde mir der Kieferknochen aufgebohrt, da meine ZÄ meinte, man müsse der Sache mit dem Eiter ja auf den Grund gehen. Sie fand nichts, entnahm aber Gewebeproben. Ergebnis (laut Befund, wörtlich): “mittelgradige Osteomyelitis unter Ausbildung eines Geflechtknochens mit Fibrose. Ohne Eiter und ohne entzündliche Anzeichen”
Bitte stellen sie ein Röntgen rein und senden Sie mir dei Befunde, das Geschriebene ergibt so keinen Sinn … “ohne entzündliche Anzeichen” … eine OM ist eine Entzündung …
Jetzt habe ich im Internet gelesen, dass die Diagnose (Kiefer)osetomyelitis alles andere als lustig und extrem schwer therapierbar ist.
Kommt auf den Verlauf an, wobei ich nicht glaube, dass Sie sowas haben.
Aber überall steht etwas von Schmerzen, Bewegungseinschränkungen usw. Ich habe aber nach wie vor überhaupt keine Beschwerden. Wirklich nichts. Auch die Eiterbeule ist bislang nicht wiedergekommen.
Eben … aus Erfahrung weiß ich, dass häufig ein Wurzelrest sowas machen kann, viele Ärzte aber nicht zugeben wollen, dass eben eine Wurzelfraktur vorlag und dann kommen halt so Geschichten wie jene …
Meine Zahnärztin hat mich zum Gesichts- Kieferchirurgen überwiesen und meine ich müsse vermutlich eine Knochenszintigraphie und ein CT machen und zunächst Antiobiotika einnehmen.
Jetzt wo dort operiert wurde, bringt die Szinti nichts …
Vielen herzlichen Dank für Ihre schnelle und kompetente Antwort.
Genau das, was Sie geschrieben haben, meinte ich: Entzündung ohne Entzündung. Komisch. Ich habe keinen Scanner, deshalb schreibe ich Ihnen jetzt einfach haargenau ab, was da im Befund steht.
Also:
[B]Klinische Angaben:[/B] Gewebeentnahme aus einem zahnlosen Areal. Zustand nach Abszedierung unklarer Genese. Osteomyelitis?
[B]Diagnose:[/B] (1Block HE, Entkalkung) Weichgewebe und knöchernes Gewebe von der regio 46 (zahnloser Bereich): [B]Mäßiggradige chronische Osteomyelitis mit Fibrose[/B] und Zeichen des reaktiv gesteigerten Knochenneubaus unter Ausbildung eines Geflechtknochens.
[B]Kommentar:[/B] Keine floriden eitrigen entzündlichen Veränderungen. Keine Tumorzellen. Kein Anhalt für Malignität.
[B]Makroskopie:[/B] Einzelne, graue z.T. knochenharte, zusammen 0,3 cm durchmessende Präparate.
[ATTACH=CONFIG]738[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]739[/ATTACH]
[U]Dieses Bild wurde unmittelbar vor der Eröffnung der Eiterbeule gemacht.[/U] Ich habe auch noch eine “Nahaufnahme”, aber die lässt sich gerade einfach nicht hochladen. Da kommt immer nur so ein rotes Ausrufezeichen. Verflixt! Ich versuche es später noch mal.
Zum Thema Wurzelrest: Genau das hatte meine ZÄ auch vermutet. Sie hat den Zahn damals auch nicht gezogen, sondern ein Kollege in einer anderen Stadt.
Und damals ist tatsächlich etwas schief gegangen. Der Zahn war zum Zeitpunkt des Ziehens bereits ca. 10 Mal wurzelbehandelt worden. 1996 zum ersten Mal (mit Überkronung), danach war ein paar Jahre Ruhe, dann meldete er sich wieder –und zwar ganz schlimm. Ungefähr 2007/2008 war das. Es folgten besagte Wurzelbehandlungen, ungefähr im 6-Wochen-Takt. WB, kurz Ruhe, wieder Schmerzen, wieder WB, usw. Ich habe die Zahnärzte (war ne “Zahnklinik” mit vielen verschiedenen jungen Zahnärzten) damals sprichwörtlich angefleht, den Zahn zu ziehen – aber sie weigerten sich. Stichwort Zahnerhalt.
Irgendwann habe ich völlig genervt den ZA gewechselt, dieser hat den Zahn sofort gezogen, das war auch noch in 2008. Bei der Extraktion ist die Wurzel zerbrochen. Nicht komplett, aber ein Teil davon war so porös, dass er beim Ziehen quasi zerfallen ist (genau so hat er es mir gesagt, er zeigte mir den Zahn hinterher auch und erklärte mir noch mal alles). Er hat beim Ziehen ziemlich geflucht und mir auch währenddessen immer gesagt, was gerade los ist. Es war aber wirklich kein großer Alarm, nichts Dramatisches. Er hat auch hinterher nicht noch ein Röntgenbild gemacht. Er sagte mir eben nur, dass ein Teil der Wurzel beim Ziehen zerfallen ist und dass das unheimlich genervt hätte.
So (sorry für romaning!!). Und nach dieser Geschichte vermutete nun auch meine jetzige Zahnärztin Wurzelreste. Aber sie hat halt bei der OP keine gefunden (muss man die denn finden?). Und deshalb war sie plötzlich wahnsinnig besorgt: Keine Wuzelreste, keine Zyste – Hilfehilfe, dann könne es ja OM sein. Was der Befund ja nun leider auch bestätigte.
Ich habe trotzdem das Gefühl, dass hier irgendwas komplett in die falsche Richtung läuft. Es ist nicht so, dass ich die OM nicht wahrhaben will (sooooooo schlimm wäre es ja nun auch nicht), ich habe einfach wirklich das Gefühl das ist alles irgendwie Quatsch. Andererseits denke ich aber: So ein pathologischer Befund ist doch eigentlich ne sichere Sache. Oder ist das naiv?
Oh je, ich will Sie nicht zu krass volltexten. Ich freue mich sehr, wenn Sie noch mal antworten.
Besten Gruß, Antenne
Sehr liebe Antenne!
So ein pathologischer Befund ist doch eigentlich ne sichere Sache. Oder ist das naiv?
Nein überhaupt nicht, Pathologen irren genauso wie andere Behandler, hab schon viele “Fehldiagnosen” erlebt – irren tun wir alle.
Was würde ich tun? Ich würde die Stelle jetzt einmal in Ruhe lassen, wenn Sie dort wieder Aktivitätszeichen merken, dann gehen Sie bitte zu einer Abteilung, die sich mit Osteomyelitis auskennt. Auskennen bedeutet z.B., dass man zuerst eine Szinti und dann eine Biopsie macht.
Die Biopsie selbst muss ebenfalls unter bestimmten Kautelen erfolgen … ich habe hier im Forum schon mehrmals über Osteomyelitis geschrieben, zudem finden Sie hier einen Clip – vielleicht hilft auch das: Was ist eine OsteomyelitisB]
Halten Sie denn, nachdem Sie Röntgenbild und Vorgschichte kennen, eine chronische Osteomyelitis doch für möglich oder wahrscheinlicher?
Ich war inzwischen beim Kieferchirurgen (Oberarzt). Auch er meint: höchstwahrscheinlich ist nix, erst mal abwarten, ob sich da noch mal jemals irgendwas rührt. Das Röntgenbild fand er völlig undramatisch. Er meinte, die beiden Flecken in der Lücke seien halt Umbauprozesse im Knochen, das sei normal.
Auch sagte er, dass die Wunde nach der Gewebeprobeentnahme nicht so schnell und tadellos wieder verheilt wäre, wenn da eine OM im Knochen wäre.
Zum Befund sagte er, dass sei halt Pathologendeutsch, durch den zusätzlichen Kommentar hätte der Kollege die dramatisch klingende Diagnose ja schon extrem relativiert, dieses hätte meine ZÄ aber wohl nicht so richtig verstanden und hätte gleich ein bisschen zu arg Panik gemacht.
Natürlich meinte auch er, die Eiterbeule müsse ja irgendwo hergekommen sein. Vielleicht ein abgekapselter Knochensplitter, mutmaßte er, der jetzt nach draußen befördert wurde. Klingt gut, aber scheint mir irgendwie auch nicht plausibel (hätte man dann doch auf dem Röntgen sehen müssen).
Szinti & Co fand er (zum Glück) völlig übertrieben.
Bin einerseits sehr erleichtert. Andererseits habe ich irgendwie jetzt durch diese ganze Geschichte trotzdem Angst, da so einen schädlichen Gammelherd im Kiefer zu haben. Zu viel gegoogelt, fürchte ich…
Besten Gruß,
Antenne
Und natürlich noch mal DANKE für Ihren Rat! Mich hat der Austausch hier im Forum echt stabilisiert. Ich finde es super, dass Sie es – trotz schwieriger Internet-Umstände – wagen, ein paar konkrete Tipps und Hinweise zu geben.