Nach 20 Jahren wieder Karies …
Hallo Dr. Belsky,
Vorneweg: Ich bin Biologe = geschulter Beobachter (Jahrgang 1972). Unsere Vergangenheit prägt unser Handeln in der Gegenwart, deshalb …
Meine Mutter hat Angst vorm Zahnarzt. Alle drei Jahre schickte sie mich zu einem anderen vor, der dann reichlich zu tun hatte. Auf die Idee, dass Zahnpflege wichtig ist, kam ich leider erst, als mir mit 17 bei einem Sturz ein Schneidezahn abbrach (Pulpa offen, Krone) und im Wartezimmer ein Schaubild mit der “Zahnkarriere” hing (Krone mit 17 – mit 40 Vollprothese).
Erst mit 20 ging ich wieder zum Zahnarzt. Meine Eltern: “Was willst Du denn beim Zahnarzt? Du hast doch gute Zähne!” 17 Zähne hatten Karies. Im Oberkiefer blieben nur ein Eckzahn und die Weisheitszähne ohne Füllung. Bei 15 sah er nichts, bohrte vorsichtig nach und meinte dann, wenn die Füllung nicht hält, braucht der Zahn eine Krone!
Meine damalige Erkenntnis: “Ohne vorherige Sanierung ist alles Putzen vergebens!”
Seit 1993 war ich dann ohne Befund. (1997 starb die Wurzel von dem Schneidezahn, alle anderen Zähne sind noch vital.) Im Herbst 2013 Jahren fielen mir keilförmige Defekte an 24 und 25 auf. Mein damaliger Zahnarzt (inzwischen wohnte ich 200 km weit weg) meinte, ich solle von harten auf mittelharte Bürsten wechseln. Das tat ich, hatte aber das Gefühl, dass die Zähne nicht mehr richtig sauber werden. Ich bat ihn noch um Behandlung von 15 und im Jahr darauf um 15 und 46 – er fand aber nichts. Soweit die Vorgeschichte.
Wegen Zahnschmerzen wechselte ich ein halbes Jahr später (Mai 2015) zum Zahnarzt vor Ort. 15 wurde überkront; er sah schon die Pulpa durchschimmern. 46 tat auch weh und bei 14 war ich mir eigentlich auch sicher, dass der Zahn was hat. Zähne beschleifen kann er prima. Erklären tut er nichts! “Woher wollen Sie wissen, dass der Zahn Karies hat? Haben Sie etwa Zahnarzthelferin gelernt?” Für 46 bot mir die ZFA eine Füllung / Aufbaufüllung an. Ich hatte Ihre Informationen im Internet gefunden und bat darum um ein Inlay (Keramik). Der Zahnarzt hat ein eigenes Labor und meinte: “Füllung / Inlay ich kann beides.” Die OD-Amalgam-Füllung in 14 hat er sich, als 15 beschliffen war, genau angeschaut: “Die ist in Ordnung!” Sie sah wirklich wie neu aus und auf der Bissflügel-Aufnahme war nichts zu sehen! (Nein, ich habe die Bilder nicht.)
Ich las von der Sprengkraft alter Amalgam-Füllungen und bat den Zahnarzt ein halbes Jahr später ganz genau hinzuschauen. Das tat er grummelnd. 14 fühlte sich nicht o.k. an, darum sagte ich, vielleicht hat er ja mesial was. Mesial hatte er nichts. Aber viel Karies unter der Füllung! Der Zahnarzt: “Das hätte ich nicht gedacht!” 16 hatte ebenfalls überall viel Karies. (Behandelt wurde der Zahn nur wegen Sprungverdacht, Karies war nicht zu sehen!)
Karies. Die pathogenen Keime hatten inzwischen überall angegriffen: 5 neue Stellen mit kleinen Kavitäten. 21 beobachtete ich seit 20 Jahren im Durchlicht. (Kleiner Bohrschaden – ich hatte damals den Schluckreflex unzureichend unter Kontrolle). Auf einmal zogen im Durchlicht feine dunkle Linien in den Zahn. 48 sollte eine erweiterte Fissurenversieglung bekommen, hatte aber Karies. 28 mesial Minipunkt Karies. (Ich hatte die Weisheitszähne immer besonders gut geputzt – sie sind mir “heilig”, weil sie damals zeitgleich mit dem Entschluss zur Zahnpflege kamen.)
“Es” hört nicht auf! Nach Präparationen für die Inlays waren 33 und 34 am Zahnfleischrand kreidig. Dabei habe ich seit Mai außer einem Stück Kuchen nichts Süßes mehr gegessen. Ich esse nur noch dreimal am Tag (trinke dazwischen nur Leitungswasser), putze und fädle hinterher mit dem Ziel die Infektion Karies zu stoppen. (Im Mai war ich gleich zum ersten Mal bei der PZR – ich würde “es” sehr gut machen. Aber warum dann “überall” Karies? Ist der Anteil pathogener Keime durch versteckte Karies zu hoch? Die arretierte Karies leuchtete im Januar im UV-Licht violett, als ich auf die Idee kam das mal auszuprobieren! Entferne ich durch die verbesserte Zahnpflege die remineralisierte Schicht der arretierten Karies und aktiviere sie wieder? Erhöhe ich dadurch auch die Erosionsgefahr durch Nahrungsmittelsäuren und saure Zahnpflegeprodukte? )
Ich habe nun nur noch in 17 und 36 größere alte Amalgam-Füllungen. Ich bat den Zahnarzt sie sicherheitshalber auch gleich noch durch Inlays zu ersetzen. Versteckte Karies ist eben schwierig zu diagnostizieren. Solange nicht alle Keimquellen gefunden und behandelt wurden, ist zuckerarme Ernährung und Zahnpflege nutzlos (so meine Erfahrung).
Der Zahnarzt meinte daraufhin, ich würde zu oft den Weg ändern und hat mir deshalb erst mal ein halbes Jahr Behandlungspause verordnet.
Hat er Recht? Mache ich mir zu viele Gedanken?
(Bestimmt. Zumindest putze ich zu viel! Die Verfärbungen schwanden, aber leider auch das Zahnfleisch. Ja, das ist nicht reversibel. Aber wieder das rechte Maß zu finden ist schwierig!)
36 hat bukkal zusätzlich eine längliche, flache Amalgam-Füllung. Würden Sie die Höcker opfern – Overlay? Oder bukkal eine Kunststoff-Füllung legen?
25 hat eine kleine Amalgam-Füllung. Ich sehe beim Durchleuchten einen Schatten. Behandeln lassen oder nicht? (Der Zahnarzt verwendet kein FOTI! Sieht nichts!)
Ich bin unsicher. 24 hatte MO-Kunststoff-Füllung von 1993 und Karies. Der Zahn hat nun eine MOD Füllung – sie ist nach einem halben Jahr schon verfärbt. Ich hätte lieber ein Inlay machen lassen sollen, aber wusste vorher nicht, wie groß sie wird. (Mit offenem Mund spricht es sich schlecht.)
Nach dem Inlay setzen lief die Zahnseide schlecht: “Da ist nichts!” Ein paar Tage löste sich eine Füllungsfahne. Jetzt läuft sie.
Als ich wegen der Provisorien für die Inlays 10 Tage nicht fädeln konnte, hatte 15 (neue Krone) eine beginnende Zahnfleischentzündung (Ultraschallbehandlung). Der Zahn tat ein halbes Jahr lang seit der definitiven Krone beim Zubeißen abnehmend weh und der Zwischenraum blutete einmal pro Woche beim Fädeln. (Sonst blute ich nirgends.)
Bei 28 sehe ich mit UV-Licht okklusal ebenfalls eine Füllungsfahne (vom Inlay setzen bei 27). Die muss doch entfernt werden, oder? (Der Zahnarzt arbeitet nicht mit Kofferdamm!?)
Wie schnell wächst Karies? (Ich habe den Behandlungtermin von dem Minipunkt Karies 28 mesial auf Juni verschoben. Will erst bei der PZR fragen, ob sie mir die Füllungsfahne entfernt.)
Bei einem Inlay kann ich mit Tinte den Rand unabwischbar einfärben – mit Sonde spürt er nichts. Tinte benutzt er nicht.
Bei 26 musste ein Höcker ersetzt werden – palatinal spüre ich eine Rille mit dem Fingernagel – scheint mir aber dicht zu sein.
Vermutlich bin ich momentan einfach zu sensibel!?
Ich dachte nicht, dass letztlich so viel zu tun ist. Hatte der Zahnarzt auch nicht gedacht (kein Behandlungsplan). Ich bin ziemlich deprimiert, dachte das Thema Karies wäre durch. Ich hab’ mir inzwischen Fachbücher gekauft, aber bin halt doch nur Biologe. Mein Mann sagt, wenn Du unzufrieden bist, dann geh’ woanders hin. Ich denke nicht, dass das zielführend wäre. Ich kam unfreiwillig als Schmerzpatient mit viel zu großem DMF-T-Index. Dass mir meine Zähne – leider erst seit 25 Jahren – am Herzen liegen ist zu unglaubwürdig.
Vermutlich bin ich dem Zahnarzt einfach zu schnell – mir steckt 1993 noch in den Knochen – ich bin bereit alles zu tun, die Karies zu stoppen und nie wieder zu kriegen!
Hoffentlich finden Sie die Fragen im Text.
Viele Grüße aus dem Schwabenland
Wie kann ich das Bild löschen, um drei kleinere Bilder einzustellen. (Von allen 4 Quadranten.)
Vor 20 Jahren hatte ich schon das Problem, dass während der Behandlungsphase – trotz sehr guter Zahnpflege – immer neue Kavitäten dazu kamen. Ich stelle daher die Theorie auf, dass es gar nicht so sehr auf die Anzahl der Bakterien im Mund, sondern auf deren Zusammensetzung ankommt. Ein Zahn mit (versteckter) Karies, steckt alle anderen an! Dazu passt auch, dass 33 und 34 nach der Inlay-Präparation (ohne hochdosierter CHX Spülung hinterher) ICDAS Code 2 hatten. Sie waren feucht kreidig! Inzwischen sind sie mit viel Elmex Gelee wieder remineralisert.
Im Buch “Karies” Thieme 2012 stand, dass in der Plaque die Ca2+ Konzentration höher ist, als im Speichel. Also sollte nicht-kariogener Zahnbelag die Zähne sogar vor Demineralisation schützen!? Meine Zähne sind seit Mai sehr sauber … irgendwie habe ich das Gefühl, dass das gar nicht so gut ist. Aber für weitere Experimente habe ich zu wenig gesunde Zähne übrig! Die neuen Stellen mit Zwischenraumkaries kann ich noch mit zu wenig fädeln erklären. Aber wie es zur Karies in 48 kommen konnte … da greift nur die Hypothese mit der Zusammensetzung der Mundflora. Weil viel Belag hatte ich nicht! Und ich habe auch immer auf Zuckerpausen geachtet und nie viel genascht. Was sonst so im Buch steht … ja, Physiker lassen in Betrachtungen auch stets die Reibung weg, weswegen Schlitten gleichzeitig ins Ziel kommen, was sie im wirklichen Leben nie tun. Und Kariesforschung findet an Rinderzähnen mit Streptococcus mutans in Reinkultur statt. Unter Wissenschaft verstehe ich was anderes. Aber da haben Sie selbst ja schon erkannt, dass es die im reinen Wortsinn nicht gibt und wir nur Vorurteile haben. Übrigens sinnvollerweise – sonst wären wir handlungsunfähig – unser Gehirn kann nicht unendlich viele Daten auf einmal verarbeiten! (Wir sehen nur einen bunten Fleck in der Mitte – die Farben drumrum simuliert unser Gehirn dazu!)
Sie sagten, dass am meisten bei den Übergenauen schief geht. Hm – vielleicht liegt es auch einfach nur an der Wahrnehmung. Vor 20 Jahren war ich einfach nur froh, dass ich behandelt wurde. Ja, wo gehobelt wird, fallen Späne und an mancher Stelle entstand vermutlich deshalb noch während der Behandlungsphase Karies, weil mein Schluckreflex im ungünstigsten Moment dazwischen kam. Nein, ich sehe keine Schuld beim Zahnarzt. Ich denke auch nicht, dass der Zahnarzt jetzt es schlecht gemacht hat. Ich wüsste nur gerne, ob er es wirklich gut gemacht hat. Aussehen tun die Inlays klasse! Und aufeinander passen tun die Zähne besser, als je zuvor!
Ich hadere ein bisschen mit der Selbstverantwortung. Dass ich alles selbst entscheiden muss und noch Verantwortung für die Kinder 5,5 und 8,5 Jahre trage. Die Große hat MIH. Ich sagte dem Kollegen von meinem Zahnarzt (er ist jünger und ein “Erklärbär”), dass mir ein Milchzahn dunkel vorkommt. Bissflügel – Zwischenraumkaries. Warum fiel mir das am Abend nach seinem “alles o.k.” auf und nicht ihm? Die Kleine hatte zwei Minipunkte Fissurenkaries (54 + 55). War nur mit Spiegel zu erkennen und mir abends beim Nachputzen nicht aufgefallen. Ja, vermutlich war ich nachlässiger geworden, weil bei der Großen bisher alles gut gegangen war. So hatte ich nach dem Zahnarztwechsel in drei Mündern, die ich putze Karies und vorher nie was (bei den Kindern) und seit über 20 Jahren nichts (bei mir).
Eine Freundin sagte: “Wieso Karies – ich dachte, ihr habt gute Zähne.” Ja, so dachte ich bis zu dem Tag auch. Und ich war sicher, richtig zu putzen. Und auf einmal musste ich alles in Frage stellen und kein “Gott” / “Halbgott in Weiß” half mir dabei und sagte mir, was richtig ist und was falsch. “Knabbergebäck ist kariogener als Süßigkeiten.” – mit einleuchtender Erklärung (Zucker, Stärke und lange Verweildauer)!? Im Herstellerschulungsvideo von Keramik-Inlays wird empfohlen “Untergehungen” mit Glasionomer-Zement aufzufüllen, um gesunde Zahnsubstanz zu schonen. Klingt einleuchtend. Ein Uni-Prof schimpft in einem Schulungsmitschnitt, dass Glasionomer-Zement unter Inlays nichts zu suchen hat, weil diese dann brechen. Klingt ebenfalls einleuchtend. Extention-for-Prevention – klingt für mich eigentlich sinnvoller, als Karies zurücklassen, ist aber momentan gerade der aktuelle Stand der “Wissenschaft” (also dem Try-and-Error-Orakel). Spezifische Plaque-Hypothese – ökologische Plaque-Hypothese – hm – Hypothese = nichts genaues weiß man nicht. Zahnmedizin ist eigentlich eine sehr interessante Sache – ich finde es spannend wieder was “Intellektuelleres” zu erfahren, nach der langen Zeit des Windelwechselns. Würde mich das Thema nicht selbst betreffen … SCH….! (Ja, ja, ich klage auf sehr, sehr hohem Niveau und dürfte das darum eigentlich gar nicht tun. Unbehaglichkeiten im Kopfbereich sind aber schwerer zu ignorienen, als woanders.)
Ich bin auch einfach (zu?) ungeduldig. Will nicht abwarten müssen, ob nun alle versteckte Karies gefunden wurde und das Kavitätenbilden aufgehört hat oder weiter geht, weil 17 versteckte Karies hat, die der Zahnarzt nicht sieht. Eben weil mir damals bei 15 auch nicht geglaubt wurde. Und jetzt bei 14. Nun ja, aber da können Sie von Wien aus auch nichts “reißen” und ich muss vermutlich doch selbst gegen meine Dämonen kämpfen. In dem Karies Buch las ich zumindest, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass Karies überall gleichzeitig Kavitäten bildet. Ob ich auf dem rechten Weg bin … nun vermutlich muss ich auch da lernen Geduld zu haben. Schade, dass mir das keiner sagen kann …