Die beiden Volkskrankheiten Parodontitis und Diabetes haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Doch tatsächlich verzögert der Diabetes die Behandlung der Parodontitis, während die Entzündungen des Zahnfleischs sich negativ auf die Insulinsensitivität des Diabetikers auswirkt. Wie kann man dem vorbeugen?

Parodontitis, fälschlich auch Parodontose genannt, ist eine durch Bakterien verursachte Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates. Der Zahnhalteapparat besteht aus Zahnfleisch, Zahnzement, Zahnfach und Wurzelhaut. Die Parodontitis entsteht meistens aus einer Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) und wird begünstigt durch ein geschwächtes Immunsystem. Der typische Verlauf einer Parodontitis beginnt mit Zahnfleischbluten sowie Rötungen, Schwellungen und Berührungs- beziehungsweise Temperaturempfindlichkeit des Zahnfleisches. Daraus entwickelt sich meistens Mundgeruch und Eiterbildung am Zahnfleisch. Im fortgeschrittenen Stadium weicht das Zahnfleisch vom Zahn zurück, sodass die Zähne länger erscheinen und sich lockern. Bei Erwachsenen über 40 Jahren fallen mehr Zähne aufgrund einer Parodontitis aus, als aufgrund von Karies.

Warum erkranken Diabetiker so häufig an Parodontitis?

Bei Diabetikern ist die Wahrscheinlichkeit für eine Parodontitis-Erkrankung etwa dreimal so hoch wie bei Nicht-Diabetikern. Die Ursache dafür sind vor allem die hohen Blutzuckerwerte schlecht eingestellter Diabetiker, denn diese schwächen die Widerstandsfähigkeit des Zahnhalteapparates und begünstigen so die bakterielle Infektion. Ein geschwächtes Immunsystem beeinflusst zudem die Regenerationsfähigkeit des Zahnhalteapparates, wodurch sich die Parodontitis verursachenden Bakterien in der Mundhöhle deutlich schneller vermehren können. Bei schlecht eingestellten Diabetikern verläuft die Parodontitis schneller und heftiger als bei gesunden Menschen. Verstärkt wird diese Problematik durch Risse in den Mundwinkeln, Wundheilungsstörungen nach Zahnentfernungen sowie Mundtrockenheit, die durch bestimmte Medikamente verursacht wird. Auch Raucher haben hier Nachteile, denn das Nikotin stört den Heilungsprozess.

Was kann man bei Verdacht auf Parodontitis unternehmen?

Eine fortgeschrittene Parodontitis verschwindet nicht von alleine. Deshalb sollte man gerade als Diabetiker unbedingt den Zahnarzt aufsuchen und diesen auch über den Diabetes informieren. Das Behandlungsziel bei Parodontitis besteht darin, die Entzündung des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparates zu beseitigen. Deshalb müssen auch entzündungsfördernde Faktoren wie Plaque, Karies, abgestorbene Zähne und Zahnstein entfernt werden. Die erste Phase der Behandlung besteht meistens darin, eine umfassende Diagnose über Art, Schwere und Verlauf der Erkrankung zu erstellen. Durch eine Röntgenaufnahme kann der Knochenverlauf und dessen Bakterienbefall festgestellt werden. Während der Hygienephase kann eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, wobei alle harten und weichen Beläge entfernt werden, die oberhalb des Zahnfleischrandes liegen. Die dritte Phase ist die so genannte „Kürettage“, bei der meist mit speziell geformten Handinstrumenten (Küretten) alle Beläge unterhalb des Zahnfleischrandes beseitigt werden. Nach zwei bis drei Wochen Heilungszeit wird das Ergebnis dieser Behandlung kontrolliert und bei Bedarf werden die Maßnahmen an einzelnen Stellen wiederholt. Grundsätzlich sollte auch die Einstellung des Diabetes durch Sport, Ernährung und Medikation verbessert werden, damit der Heilungsprozess beschleunigt wird. Auch eine gute Zahnhygiene ist unerlässlich.

Quelle: diabetesgate.de

Belsky Asked question 25. Juli 2008