Fastfood gibt es mancherorts an jeder Ecke – dort treten häufiger Schlaganfälle auf. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 200 000 Menschen einen Schlaganfall. Der Hirninfarkt ist hierzulande die dritthäufigste Todesursache. Zahlen wie diese – sie stammen von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe – sind ein Ansporn für Forscher, nach Auslösern für diese Krankheit zu suchen. Dabei studieren sie die Lebensweise von Patienten. Neue Studien aus Amerika und Großbritannien liefern Plädoyers für einen gesunden Lebensstil – und weisen ungesunde Wohnorte anhand von Fast-Food-Ketten aus.

Forscher der Universität von Michigan untersuchten den Zusammenhang zwischen der Zahl von Fast-Food-Restaurants in einem Stadtteil und der Häufigkeit von Hirninfarkten. Sie stellten fest: Je mehr Fast-Food-Restaurants ein Stadtteil besitzt, desto höher ist das Risiko der Bewohner, einen Schlaganfall zu erleiden.

Jede Fast-Food-Bude erhöht das Risiko

Die Ergebnisse basieren auf einer seit Januar 2000 laufenden Erhebung von Schlaganfalldaten in Nueces County im US-Bundesstaat Texas. Die Wissenschaftler werteten für ihre Studie 1247 Hirninfarkte aus, die darin dokumentiert waren, und ordneten die Fälle den 64 statistischen Bezirken von Nueces County zu (der größte Teil der Bevölkerung von Nueces County lebt in der Küstenstadt Corpus Christi). Diese räumlich sortierten Daten überlagerten die Forscher mit ebenfalls räumlich differenzierten Angaben zu Fast-Food-Restaurants.

Das Ergebnis: In Stadtteilen mit den meisten Imbissbuden und Schnellrestaurants lag das Schlaganfallrisiko um 13 Prozent höher als in den Stadtteilen mit den wenigsten Frittenbuden und Hamburger-Bratereien. Die Wissenschaftler registrierten sogar einen linearen Zusammenhang: Jede zusätzliche Fast-Food-Einrichtung bedeutete eine um ein Prozent erhöhte Erkrankungsgefahr.

Die großen Fastfood-Ketten betreiben intensiv Marktforschung und eröffnen neue Lokale nur wenn ein Gebiet die Parameter für einen erfolgversprechenden Geschäftsbetrieb erfüllt. Sie wissen genau, welche Gesellschaftsschichten wie viel Prozent vom Umsatz erzeugen und suchen sich eben nur Standorte mit entsprechender Bewohnermischung aus. Was war also vorher da?

Allerdings, so schränkten die Wissenschaftler ein, sei die beobachtete Korrelation noch keine Bestätigung dafür, dass Fast-Food-Ketten das Hirninfarktrisiko erhöhen. „Wir wissen nicht, ob tatsächlich die Inhaltstoffe der angebotenen Lebensmittel die Gefahr verstärken oder ob Schnellrestaurants Stadtteile mit ungesundem Lebensstil anzeigen“, hob Lewis Morgenstern hervor, Professor für Neurologie an der Michiganer Universität und Hauptautor der Studie. Nur eines stehe fest: „Die Daten zeigen einen klaren Zusammenhang.“

Studie weist gesunden Lebensstil nach

Dass vor allem der persönliche Lebensstil die Wahrscheinlichkeit von Schlaganfällen beeinflusst, legt eine britische Studie nahe, die im Fachmagazin „British Medical Journal“ erschien. Ungesunde Lebensführung bedeutet demnach ein mehr als doppelt so hohes Risiko. Das gilt für Rauchen, übermäßigen Alkoholgenuss, mangelnde sportliche Aktivität und eine vitaminarme Ernährung.

Frühere Studien gaben bereits einen deutlichen Hinweis, dass Herzerkrankungen mit ungesundem Verhalten einhergehen. Weniger bekannt hingegen war bislang der kombinierte Effekt von mehreren bewusst gewählten Alltagsaktivitäten auf Schlaganfälle, den jetzt ein von der Universität East Anglia geleitetes Forscherteam untersuchte. Ihre Probanden waren über 20 000 Frauen und Männer zwischen 40 und 79 Jahren aus der Grafschaft Norfolk im Osten von England.

Punkte für präventives Verhalten

Die Studienteilnehmer bekamen Punkte für ihr Verhalten, das die Forscher regelmäßig abfragten: Wer nicht rauchte, etwas für seinen Körper tat, wenig Alkohol trank und viel Obst und Gemüse aß, erhielt dafür jeweils einen Punkt. Über die Zeit berechneten die Forscher einen Punktedurchschnitt für jede beobachtete Person. Jeder der Teilnehmer konnte höchstens vier Punkte erreichen. Die Höchstpunktzahl zeigte einen besonders gesunden Lebensstil an.

Die Wissenschaftler begleiteten ihre Probanden im Schnitt elfeinhalb Jahre lang. Dabei dokumentierten sie die Schlaganfallhäufigkeit. Im Beobachtungszeitraum traten 599 Schlaganfälle auf. Das Risiko in der Gruppe der Personen, die null Punkte für ihren Lebensstil erhielten, war 2,3-mal höher als in der Gruppe mit durchschnittlich vier Punkten.

Frauen lebten gesünder als Männer

259 Studienteilnehmer schlossen die Studie mit null Punkten ab – von ihnen erlitten 15 einen Schlaganfall, was einem Anteil von 5,8 Prozent entspricht. 5000 erreichten vier Punkte, in dieser Gruppe traten 84 Schlaganfälle auf, ein Anteil von 1,7 Prozent. Die am häufigsten erreichte Punktezahl war drei – 7822 Personen schafften es in diese Teilgruppe. Frauen schnitten in dem Test besser ab: Unter ihnen erreichten mehr Probanden die Höchstpunktzahl vier als bei den Männern.

In einem Begleitkommentar stellte Matthew Giles von der Stroke Prevention Research Unit am John Radcliffe Hospital in Oxford den relativ geringen Anteil heraus, den Studienteilnehmern mit einem präventiven Lebensstil ausmachten. Um das Schlaganfallrisiko einzudämmen, müssten viele Menschen ihr Verhalten ändern.

Quelle: focus.de

Belsky Asked question 21. Februar 2009