[B]Ein User schrieb per Mail:[/B]
Sehr geehrter Herr Doktor!
Ich bin über Internetrecherche zufälligerweise auf Ihr Forum aus dem Jahr 2007 gestoßen und frage mich, ob sich Ihre damalige Meinung (es gibt keine Unverträglichkeit gegen Titan) innerhalb von 6 Jahren aufgrund von Weiterentwicklungen und Erfahrungen in diesem Bereich geändert hat. Ich habe diffuse Gelenk- und Muskelschmerzen, die vor etwa einem Jahr leicht begonnen hatten und sich kontinuierlich gesteigert haben. Derzeit kann ich ohne Schmerzmittel nicht mehr gerade gehen. Ich habe eine Entzündung (CRP kontinuierlich von 1 auf 41 gestiegen). Vor etwa zwei Jahren wurde mir ein Titanimplantat gesetzt.
Nun, ich bin nicht Experte und auch mein Implantologe meinte, es könnte nicht am Implantat liegen. Aber nachdem ich alles mir erdenkliche ausgetestet habe (Orthopäde, Ostheopat, Rheumatologie, Neurologie, TCM, Muskelambulanz, Allergien, Borrellien, EBV, Chlamydien, Schilddrüse) und die Ursache nicht gefunden werden konnte, begann ich im Internet zu suchen. Es gibt hier Tests auf Titanunverträglichkeit die z.B. vom Institut für Medizinische Diagnostik in Berlin durchgeführt werden. Mir erscheinen die Beschreibungen, die Zitierungen und die Tests ausreichend glaubhaft, um an eine Unverträglichkeit von Titan (vielleicht in Verbindung mit Entzündungen (Parodontitis, Periimplantitis) oder Übersäuerung) durch Abbau der Oxidationsschicht in saurem Milleu und erhöhter Makrophagentätigkeit zu glauben.
Lg Reh
[B]Meine Antwort:[/B]
Sehr lieber Herr Reh!
Meine Meinung ist egal – wichtig ist was ist – mehr dazu finden Sie hier: Titan Allergie – YouTubeB]Seine Antwort[/B]
Sehr geehrter Herr Belsky!
Mir ist Ihre Meinung als Experte nicht egal. Ich kann nur sagen, dass ich etwa ein halbes Jahr nach Freilegung meines Titanimplantats körperliche Beschwerden und eine chronische Entzündung bekommen habe. Die Schwere der Symptome nimmt kontinuierlich zu (kann nicht mehr ohne Schmerzen gehen. Davor habe ich Triathlon gemacht) und bei umfangreichen Untersuchungen (2 x Allgemeinmedizin, 2 x Rheuma, Neurologie, Psychiater, TCM, Muskelambulanz, Schilddrüsenambulanz, Osteopath, Orthopäde, Tests auf EBV, Chlamydien, Borellien,…) wurde keine Ursache gefunden.
Im Video wird davon gesprochen, dass es keine Titanallergie gibt und dass Titan sofort oxidiert und durch die Oxidschicht keine weiteren Titanpartikel abgegeben werden. Das habe ich auch so verstanden. Um bei Ihrem Ausdruck zu bleiben; was auch ist, ist allerdings scheinbar, dass die Oxidschicht in saurem Milleu (z.B. bei Entzündungen / auch bei “Übersäuerung”?) abgebaut wird und wohl auch in geringem Umfang durch Mikrobewegungen bei Belastungen und dass manche Menschen mit einer verstärkten Makrophagentätigkeit auf Titanpartikel reagieren. Wodurch es zu (systemischen) Entzündungen kommen kann. Dazu gibt es offenbar sowohl Studien als auch wissenschaftliche Tests (IMD, Berlin).
Ich zitiere von: ImplantateEine Arbeitsgruppe der orthopädischen Universitätsklinik Charité in Berlin konnte nachweisen, dass unspezifische Entzündungen durch freigesetzte Titanpartikel aufgrund von Aktivierung der Gewebemakrophagen um Hüftgelenksimplantate entstehen können5 (Abb. 1). Bereits die mechanische Reibung beim Einbringen des Implantates als auch die Mikrobewegungen im Mikrometerbereich bei Belastung führen zum Abrieb der im Nanometerbereich liegenden dünnen Oxidschichten. Die oxidierten Abriebpartikel sind im umliegenden Knochengewebe nachweisbar.”
“Eine wichtige Tatsache ist, dass Titan im neutralen Medium, also bei pH-Werten um 7, in aerober Atmosphäre eine Oxidschicht aufbaut, die vor Korrosion schützt. Sinkt allerdings der pH-Wert und weist das umgebende biologische Milieu kein Oxidations- sondern ein Reduktionspotenzial auf, kann Titan keinen Oxidfilm bilden und es unterliegt der Korrosion. Derartige Bedingungen liegen bei Auftreten anaerober pathogener Bakterien im entzündeten periimplantären Sulcus vor, weil kein aktiver Sauerstoff mehr zur Verfügung steht und ein saures Milieu entsteht.”
[B]Meine Antwort:[/B]
Mir ist Ihre Meinung als Experte nicht egal.
Meinungen sind Fehler anfällig. Ein Kollege war bekannt dafür, dass er die austherapierten Osteomyelitis Fälle radikal operierte im Sinne großflächiger Gesichtsamputationen. Auf jedem Kongress verkündete er, dass bei einer Osteomyelitis keine Antibiotika, keine Sauerstofftherapie helfe, es helfe nur die Amputation, dass hat ihm SEINE Erfahrung gezeigt. Als ich ihm sagte, dass er ja nur die Fälle bekommt, wo eben Antibiotika, Sauerstofftherapie, oder andere Verfahren nicht halfen und er somit gar nicht weiß, bei wie vielen Menschen die anderen Therapien sehr wohl erfolgreich waren, schaute er nur verwundert. In der Tat bekommt dieser Kollege aus Deutschland hauptsächlich nur jene Fälle rein, die eben “austherapiert” sind und das ist zum Glück ein Bruchteil.
Sie sehen also, wie gefährlich Meinungen sind …
Ich kann nur sagen, dass ich etwa ein halbes Jahr nach Freilegung meines Titanimplantats körperliche Beschwerden und eine chronische Entzündung bekommen habe.
Klingt nach einer klassischen Implantat Entzündung aufgrund unsauberem Setzen / Freilegen. Bei einer Unverträglichkeit und/oder einer Allergie, hätten Sie die Symptome ja sofort, am Tag des ersten Kontaktes. Bei einer Bienenallergie ist es ja auch nicht so, dass Sie erst Beschwerden bekommen, wenn Sie sich die Kleidung ausziehen, die Beschwerden kommen sofort mit dem Stich …
Die Schwere der Symptome nimmt kontinuierlich zu (kann nicht mehr ohne Schmerzen gehen. Davor habe ich Triathlon gemacht) und bei umfangreichen Untersuchungen (2 x Allgemeinmedizin, 2 x Rheuma, Neurologie, Psychiater, TCM, Muskelambulanz, Schilddrüsenambulanz, Osteopath, Orthopäde, Tests auf EBV, Chlamydien, Borellien,…) wurde keine Ursache gefunden.
Haben Sie außer den Schmerzen sonst noch andere Symptome?
was auch ist, ist allerdings scheinbar, dass die Oxidschicht in saurem Milleu (z.B. bei Entzündungen / auch bei “Übersäuerung”?)
Es gibt keine Übersäuerung, der menschliche pH wird in einem sehr engem Bereich von der Niere, der Lunge und diversen Blutproteinen reguliert, eine Abweichung in nur geringem Masse ist nicht mit dem Leben vereinbar, da wichtige Blutproteine sofort ihre Funktion verlieren im sauren oder bassischen Bereich.
abgebaut wird und wohl auch in geringem Umfang durch Mikrobewegungen bei Belastungen und dass manche Menschen mit einer verstärkten Makrophagentätigkeit auf Titanpartikel reagieren. Wodurch es zu (systemischen) Entzündungen kommen kann. Dazu gibt es offenbar sowohl Studien als auch wissenschaftliche Tests (IMD, Berlin).
Pseudostudien
ImplantateQUOTE]
Ein Pseudobericht von vielen – auch in Ihrer Darstellung finden sich wie Sie sehen zahlreiche “Fehler” … “Symptome kamen erst mit der Freilegung …”
Ich ersparre mir den Bericht von zmk-aktuell zu kommentieren.
“Eine Arbeitsgruppe der orthopädischen Universitätsklinik Charité in Berlin konnte nachweisen, dass unspezifische Entzündungen durch freigesetzte Titanpartikel aufgrund von Aktivierung der Gewebemakrophagen um Hüftgelenksimplantate entstehen können5 (Abb. 1). Bereits die mechanische Reibung beim Einbringen des Implantates als auch die Mikrobewegungen im Mikrometerbereich bei Belastung führen zum Abrieb der im Nanometerbereich liegenden dünnen Oxidschichten. Die oxidierten Abriebpartikel sind im umliegenden Knochengewebe nachweisbar.”
Diese “Abriebreaktion” ist schon seit gut 20 Jahren bekannt, hat aber nichts mit dem Titan, sondern mit den verwendeten Keramiken / Kunststoffen zu tun, die dann zu einer entzündlichen Reaktion führen, die wiederum das Titanimplantat beeinträchtigt. Es reiben ja nicht Titan auf Titan, sondern man immitierte die Gelenkflächen der Hüfte eben mit Keramiken oder mit Kunststoffen …
Sehr lieber User!
Es begann mit fühlbaren Muskelverspannungen (möglicherweise kurz nach dem Freilegen?). Etwa ein halbes Jahr später muskelkaterähnliche Schmerzen in der Leiste (alle Symptome generell beidseitig). Das Nächste waren Muskelverkürzungen und leichte Schmerzen in der Hüfte beim Laufen. Dehnen half kurzfristig aber die Muskeln waren gleich wieder verkürzt. Das CRP war auf 1 (normal habe ich 0, Normwert geht bis 5). In weiterer Folge geschwollene Lymphdrüsen am Hals. Krampfneigung. Cirka nach einem Jahr ein steifer Nacken über Nacht. Beginnende Morgensteifigkeit. Kann keine Socken mehr anziehen. Beim Gehen schmerzt die Hüfte. Dann leichte Muskelansatzschmerzen im Bizeps. Wieder etwas später ein Hexenschuss. Schmerzen in den Schultern. Generell das Gefühl eines Muskelkaters am ganzen Körper besonders nach körperlichen Belastungen, auch in einer Intensität die normalerweise keine Auswirkung hätte. Die Rückenschmerzen wanderten über den Rücken und in die Brust. Gefühl wie ein Korsett beim Einatmen. (Leichte) Bewegung und Wärme wirken generell erleichternd. Durchschlafstörungen aufgrund der Schmerzen. Teilweise erhöhte Temperatur. Später täglicher Nachtschweiß. Alle Einzelsymptome kommen schubhaft, werden dann wieder leichter, bleiben aber dauerhaft vorhanden. Der CRP Wert mittlerweile über die Dauer eines halben Jahres kontinuierlich auf 41 gestiegen. Immunwerte nicht OK angeblich an der Kippe zu einer Autoimmunerkrankung.
Das alles hat mit einer Allergie nichts zu tun, aber das wissen Sie vermutlich mittlerweile eh selber …
Rund 1,5 Jahre nach Freilegung für die Dauer von zwei Wochen eine Kur mit Analgetika (2x Deflamat 75mg täglich). Innerhalb von 24 Stunden sind alle Symptome nahezu vollständig weg. Auf einen Schlag keine Muskelverkürzungen mehr. Nach Absetzen der Medikamente 24 Stunden ok, danach über die Dauer von weiteren 48 Stunden Entwicklung auf einen geringfügig besseren Stand als vor Beginn. CRP eine Woche nach Beginn der Analgetika unverändert auf 41. Zu Ende der Kur nach zwei Woche auf 30 gesunken
Klammern Sie sich nicht so an Laborwerte, gehen Sie an EINEM TAG zu 5 verschiedenen Labors Blut abnehmen und Sie bekommen 5 völlig verschiedene Werte. Wenn Schmerzmedikamente bei Ihnen helfen, dann dürfte etwas mit Ihrer Schmerzwahrnehmung gestört sein – Schmerz entsteht im Kopf: Ursache von chronischen Schmerzen – YouTubeB]
User schrieb:
danke für die Antwort. Weil Sie im Forum nach anderen Symptomen neben den Schmerzen gefragt hatten:
Es begann mit fühlbaren Muskelverspannungen (möglicherweise kurz nach dem Freilegen?).
Etwa ein halbes Jahr später muskelkaterähnliche Schmerzen in der Leiste (alle Symptome generell beidseitig). Das Nächste waren Muskelverkürzungen und leichte Schmerzen in der Hüfte beim Laufen. Dehnen half kurzfristig aber die Muskeln waren gleich wieder verkürzt. Das CRP war auf 1 (normal habe ich 0, Normwert geht bis 5). In weiterer Folge geschwollene Lymphdrüsen am Hals. Krampfneigung.
Cirka nach einem Jahr ein steifer Nacken über Nacht. Beginnende Morgensteifigkeit. Kann keine Socken mehr anziehen. Beim Gehen schmerzt die Hüfte. Dann leichte Muskelansatzschmerzen im Bizeps. Wieder etwas später ein Hexenschuss. Schmerzen in den Schultern. Generell das Gefühl eines Muskelkaters am ganzen Körper besonders nach körperlichen Belastungen, auch in einer Intensität die normalerweise keine Auswirkung hätte. Die Rückenschmerzen wanderten über den Rücken und in die Brust. Gefühl wie ein Korsett beim Einatmen. (Leichte) Bewegung und Wärme wirken generell erleichternd. Durchschlafstörungen aufgrund der Schmerzen. Teilweise erhöhte Temperatur. Später täglicher Nachtschweiß. Alle Einzelsymptome kommen schubhaft, werden dann wieder leichter, bleiben aber dauerhaft vorhanden. Der CRP Wert mittlerweile über die Dauer eines halben Jahres kontinuierlich auf 41 gestiegen. Immunwerte nicht OK angeblich an der Kippe zu einer Autoimmunerkrankung.
Rund 1,5 Jahre nach Freilegung für die Dauer von zwei Wochen eine Kur mit Analgetika (2x Deflamat 75mg täglich). Innerhalb von 24 Stunden sind alle Symptome nahezu vollständig weg. Auf einen Schlag keine Muskelverkürzungen mehr. Nach Absetzen der Medikamente 24 Stunden ok, danach über die Dauer von weiteren 48 Stunden Entwicklung auf einen geringfügig besseren Stand als vor Beginn. CRP eine Woche nach Beginn der Analgetika unverändert auf 41. Zu Ende der Kur nach zwei Woche auf 30 gesunken.