Sehr geehrter Herr Dr. Belsky!
Zum einen leide ich unter Angst vor Ärzten im Allgemeinen und noch größerer Angst vor Zahnärzten im Speziellen.
Bei mir stehen allerdings umfangreiche Sanierungsarbeiten an – hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass ich bis dato von Zahnärzten nicht ernst genommen wurde (bzw. nicht entsprechend behandelt wurde), dadurch den Gang zum Zahnarzt in weiterer Folge vermieden habe und im Laufe der Jahre aufgrund der zunehmenden Lockerheit der Zähne das ausreichende Putzen zunehmend schwerer fiel (inkl. Zahnfleischbluten; dazu unten mehr).
Im Detail fallen folgende Dinge auf:
.) starker Überbiss
.) damit verbunden, „Beulen“ des Zahnfleisches hinter den oberen Schneidezähnen
.) ein durch einen Skateboardunfall abgesplitterter und nur mangelhaft sanierter Schneidezahn im Oberkiefer (der mittlerweile sehr stark wackelt und ein normales Abbeißen von zB Semmeln unmöglich macht).
.) starkes Zahnfleischbluten und Schmerzen beim Putzen
Letzten Sommer unternahm ich einen – im Endeffekt erfolglosen – Versuch, „mein Projekt Zähne“ (wenn ich es so nennen darf) in Angriff zu nehmen. Nach kurzem Gespräch und der Meinung des Arztes „Ihre Zähne wird kein Arzt gern’ machen wollen…“ war die Angelegenheit für mich aber wieder ad acta gelegt (auch und eben aufgrund der Angst).
Mit welchen Kosten habe ich bei einer Totalsanierung des Gebisses (mit Implantaten, …) ungefähr zu rechnen?
Ich bitte um Ihre geschätzte Antwort und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Christian
P.S.: Als Beginn der Sanierung habe ich Ende Juni geplant (Ende des Sommersemesters an der Uni).
Lieber Christian!
Vorweg tut mir Ihre Erfahrung mit dem Kollegen …„Ihre Zähne wird kein Arzt gern’ machen wollen…“… leid. Vielleicht hatte der Kollege einen schlechten Tag, oder aber er alleine denkt wirklich so – die meisten Kollegen freuen sich aber auf Patienten – es ist nämlich unser Job, den wir für Ihre Steuergelder erlernen durften 🙂
Bezüglich der Kosten ist es schwer eine Auskunft zu geben, nicht weil ich keine gebe – wenn Sie sich andere Threads anschauen, dann werden Sie immer wieder Preisangaben finden. Nur eine Totalsanierung kann sehr unterschiedlich ausfallen, zudem weiß ich nicht einmal was zu machen wäre.
Es gibt 2 Möglichkeiten, entweder Sie machen Fotos – z.B. mit dem Handy – von oberen/unteren Zahnreihen, von vorne und der Seite – stellen das ganze rein und ich versuche Ihnen Ihre Frage dann grob zu beantworten. Oder aber Sie kommen einfach vorbei …
So oder so – mehrere KVs einholen, wenn es wirklich eine größere Sanierung werden sollte …
Alles liebe und nicht den Kopf hängen lassen …
Sehr geehrter Herr Dr. Belsky!
Vorab herzlichen Dank für die rasche Antwort!
Einige Fragen drängen sich mir noch auf:
Wie wird eine Parodontitis behandelt? Wie lange dauert diese Behandlung?
Zuerst muss ja die Parodontitis („das Fundament“) zum Abheilen gebracht werden – erst danach kann mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden. Wie lange dauert die Komplettbehandlung insgesamt (wenn man von einem schlimmen Fall ausgeht – und das ist meiner) und wie läuft sie in groben Schritten ab?
Fotos werde ich machen und Ihnen via mail schicken. Ich bitte Sie aber, diese Fotos nicht ins Netz zu stellen, zumal ich weiß, dass zumindest zwei Uni-Kollegen auch in diesem Forum anzutreffen sind und mir das dann doch peinlich wäre… . Nach der Behandlung hätte ich unter Umständen kein Problem mehr damit – sozusagen als Vorher-/Nachher-Bild.
Mit freundlichen Grüßen
Christian
Lieber Christian!
[COLOR=”Blue”]Zu Ihren Fragen:[/COLOR]
[COLOR=”Blue”]Wie wird eine Parodontitis behandelt? Wie lange dauert diese Behandlung?[/COLOR]
[B]Vorweg – die Parodontaltherapie sollte nicht mit einer herkömmlichen Mundhygiene verwechselt werden![/B]
Die Mundhygiene dient vorwiegend der Ästhetik und der Prophylaxe, eine Mundhygiene wird nur bei Gesunden durchgeführt.
Am Beginn der Therapie werden nicht erhaltungswürdige Zähne extrahiert, nötige Wurzelbehandlungen durchgeführt oder erneuert. Danach erfolgt eine intensive Reinigungsphase.
In dieser Reinigungsphase werden Konkremente und Taschengewebe entfernt, zudem wird die Wurzeloberfläche geglättet. Dies erfolgt schmerzfrei mit einer Lokalanästhesiesalbe und speziellen Instrumenten. Da solch eine gründliche Reinigung sehr Zeitintensiv ist, es müssen ja alle Flächen der Wurzeln gereinigt werden, erfolgt diese so genannte Initialtherapie meist in zwei bis vier Sitzungen. In der Regel erfolgt acht Wochen nach der letzten Initialtherapie die so genannte Reevaluation, es werden wieder Daten gesammelt.
Plaque- und Blutungswerte sollten nun um 20% liegen, eine anfänglich vorhandene Mobilität der Zähne sollte abgenommen haben. Die Sondierungstiefen sollten zudem deutlich reduziert sein. Die Durchführung einer kompletten Reevaluation ist nur sinnvoll, wenn die Hygieneindices des Patienten um die 20% liegen, da bei schlechter Hygiene die vollen Heilungskapazitätennicht ausgeschöpft werden können. Die Basistherapie wird daher solange fortgesetzt, bis die entsprechende Plaquekontrolle erreicht ist. Anhand der gewonnen Daten wird entschieden, ob weitere Interventionen notwendig sind oder gleich eine parodontale Langzeitbetreuung – Recall eingeleitet werden kann.
Dieses Therapieschema entspricht internationalem Standard und wird von führenden parodontologischen Gesellschaften empfohlen. Ein Speicheltest zur Bestimmung der Bakterienflora in den Zahnfleischtaschen sollte erst nach der Reevaluation und, wenn das Therapieziel nicht erreicht wird, durchgeführt werden. Vorher hat es keinen Sinn, denn auf eines können Sie sich vor der Parotherapie sicher verlassen: Sie haben Bakterien in den Taschen, sonst hätten Sie ja keine Entzündung. Auch chirurgische Interventionen, wie Flap-Operationen, sollten erst nach der konventionellen Paro-Therapie und entsprechenden Hygieneindices erfolgen, denn ohne entsprechende Verhaltens-/ Putzänderung Ihrerseits ist ein Wiederaufflackern der Erkrankung gewiss!
[COLOR=”blue”]Zuerst muss ja die Parodontitis („das Fundament“) zum Abheilen gebracht werden – erst danach kann mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden. Wie lange dauert die Komplettbehandlung insgesamt (wenn man von einem schlimmen Fall ausgeht – und das ist meiner) und wie läuft sie in groben Schritten ab?[/COLOR]
[LIST]
[*]Zahnextraktion 1 Tag
[*]Wurzelbehandlungen bis zu einigen Wochen
[*]Paro 8 Wochen
[*]Knochenaufbau bis zu 8 Monaten
[*]Implantate bis zu 3 Monaten
[/LIST]
[COLOR=”blue”]Fotos werde ich machen und Ihnen via mail schicken. Ich bitte Sie aber, diese Fotos nicht ins Netz zu stellen, zumal ich weiß, dass zumindest zwei Uni-Kollegen auch in diesem Forum anzutreffen sind und mir das dann doch peinlich wäre… . Nach der Behandlung hätte ich unter Umständen kein Problem mehr damit – sozusagen als Vorher-/Nachher-Bild.[/COLOR]
OK
Sehr geehrter Herr Dr. Belsky!
Diese Frage erscheint vielleicht etwas ungewöhnlich: Läuft man nach der Extraktion der Zähne eine zeitlang ohne vollständigem Gebiss in der Gegend herum (bis die Parodontitis behandelt ist)? Oder erhält man dann ein Provisorium? …?
Ich bitte um Ihre geschätzte Antwort und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Christian
Lieber Christian!
Vor dem Extraktionstermin wird ein Zahnabdruck gemacht – der Techniker fertig so ein Gipsmodel an. Auf den Techniker Zettel schreibt man welche Zähne entfernt werden, dies entfernt der Techniker auch auf dem Gipsmodell (wegschleifen). Dann fertigt er eine sogenannte Immediatprothese an – beim Extraktionstermin liegt also eine Prothese bereit.
Die Zähne werden gezogen und gleich die Prothese übergeben. Die Ästhetik ist gut, der Kaukomfort üblicherweise schlecht.
Das ist ein normales Prozedere, ich kenne aber auch Kollegen, wo der Patient ohne Zähne herum läuft, also am Besten mit Ihrem ZA kurz darüber reden …