Sehr geehrter DDr Belsky!
Zunächst einmal möchte ich die Gelegenheit ergreifen, Ihnen zu sagen, wie hilfreich so ein Forum für viele “Betroffene” ist. Ich habe jedesmal, wenn etwas bei meinen Zähnen zu machen war, erstmal hier nachgelesen, damit man nicht gänzlich unwissend vorm Zahnarzt steht und dann eher einmal ja/nein sagt, ohne auch 100 %ig zu wissen, was denn jetzt genau gemacht wird. Danke für Ihren Einsatz!
Ich habe zur Zeit folgendes Problem, bei dem ich mir nicht ganz sattelfest bin, was meine Möglichkeiten angeht. Ohne Röntgenbild ist das natürlich eher theoretischer Natur, ich werde versuchen, eines nachzuliefern (die Gelegenheit ergibt sich leider sicher bald).
Vor ca. 2 Jahren wurde ich von einem ZA aufgrund entzündeter Wurzelspitzen (nach Wurzelbehandlungen von anderem ZA Jahre zuvor) zu drei WSRs geschickt (5er links unten, 6er und 7er rechts unten).
Eigentlich lief alles ganz gut, WSR selbst war links kaum spürbar, rechts leider heftige Schmerzen, nach der OP lief aber alles gut (bis auf geplatzte Naht rechts, war aber nicht weiter schlimm).
Vor 3-4 Monaten fiel mir auf, dass immer, wenn ich Alkohol getrunken habe (egal ob Bier, Wein, etc.), die Zähne rechts unten empfindlich wurden, ich habe ein pochen gespürt und sie waren druckempfindlich.
Nun ging ich zum ZA, um das abzuklären. Er meinte, die Wurzelspitzen wären in Ordnung, es müsste sich um eine Zahnfleischentzündung handeln und ich spülte mit Chlorhexamed.
Gleich darauf wurde es immer schlimmer. Plötzlich hatte ich einen Druckschmerz am Zahnfleisch auf Wurzelhöhe beim 7er rechts unten.
Nochmal ZA, diesmal meinte er plötzlich, die Spitzen wären doch entzunden, zumindest beim 7er, beim 6er sei er sich nicht sicher. Gab mir Dalacin Antibiotika und meinte, bei den nächsten Beschwerden müsse er eben raus, ob eine erneute WSR möglich ist, könne er nicht sagen.
Daher hab ich mir einen Termin beim Kieferchirurgen geben lassen, der die OP damals durchführte. Das geht aber erst im März. Da die Schmerzen inzwischen stärker wurden, ging ich “inzwischen” zu einem Edodontologen in eine Wiener Zahnklinik. Der machte kurz Kälte- und Klopftests. Beim Klopfen war es nur beim 7er ein ganz klein wenig unangenehm, wenn überhaupt.
Bei Kälte taten beide weh, vor allem aber der 7er.
Auf meine Frage nach einer neuen WSR (ich will den Zahn so lang wie möglich behalten, weil meine finanziellen Möglichkeiten sehr beschränkt sind) meinte er nur, beim 7er würde das nichts bringen (warum konnte oder wollte er nicht erklären, alle schienen sehr in Zeitnot zu sein). Eventuell müsse auch der 6er raus, weil er nicht genau sagen kann, woher der Schmerz kommt. Ich dachte eigentlich, dass man ganz einfach auf dem Röntgenbild sehen kann, was da wo entzunden ist. Außerdem habe ich ja auch gesagt, dass der Druckschmerz eigentlich seitlich beim 7er liegt.
Zu schlechter letzt spare ich ohnehin gerade für ein Implantat beim 6er links unten, der schon seit drei Jahren fehlt. Mein ZA meinte, in den nächsten 2 Jahren sollte ich mir da was überlegen lassen, da sonst der Knochen zu sehr abgebaut hätte, das leuchet mir ein.
Als ich das dem Edodontologen erklärt habe, meinte er nur lapidar, “dann müssen sie halt länger sparen”, und damit war das Gespräch beendet.
Mir ist schon klar, dass ein ZA kein Seelentherapeut ist und ich im Prinzip selbst Schuld an der Misere bin. Aber etwas mehr Feingefühl und vielleicht auch 5 Minuten Zeit, um mir alle Möglichkeiten zu erlären, bzw. mir zu sagen oder mir gar auf dem Bild zu zeigen, wo die Probleme sind, hätte ich mir schon erwartet.
Er schickte mich mit neuen Antibiotika und Schmerzmitteln nach hause. Bei einem erneuten Aufflammen der Entzündung solle ich zuerst Zahn 7 ziehen lassen. Wenns nicht aufhört, dann den 6er auch.
Eigentlich würde ich aber, wenn es irgendeinen Sinn macht, lieber nochmals eine WSR versuchen. Selbst, wenn das nur ein Jahr hält, wäre das schon ein Jahr mehr, in dem ich auf “Ersatz” sparen kann. Dass das jemandem, der vermutlich das 5-Fache verdient, nicht einleuchtet, ist klar. Aber ich hätte mir trotzdem etwas Nachsicht erwartet.
So…… ich hoffe, Sie sind noch nicht eingeschlafen. Jedenfalls hab ich Anfang März nun den Termin beim Kieferchirurgen, der sieht sich das nochmals an und hat hoffentlich etwas mehr Zeit für mich. Meine Frage ist nun:
-) Wie schlimm ist eine zweite WSR im Hinblick auf die Knochensubstanz? Könnte damit sogar ein späteres Implantat für immer unmöglich gemacht werden?
-) Kann ein “rückfälliger” Zahn den anderen “mitinfizieren”? Oder ist eine Bakterienübertragung von Wurzel zu Wurzel unmöglich? Tut mir leid, wenn das eine dumme Frage ist…
-) Ist es gefährlich, mit Eiterherden im Mund herumzulaufen (von der Belastung des Immunsystems abgesehen)? Können die Bakterien woanders hinwandern?
Vielen, vielen Dank für Ihre Zeit!
Sehr liebe Zahnarama!
Herzlichen Dank für Ihre informativen Antworten und Ihre Einschätzung der Lage! Ich habe mir ein bisschen Zeit gelassen, da ich abwarten wollte, was als nächstes passiert:
Nicht der Wind, sondern wie wir unsere Segeln setzten bestimmt unseren Kurs. Sie müssen Ihr Leben selbst in den Griff nehmen, kein anderer wird das so gut machen können wie Sie selbst!
Daher habe ich dann noch durchgehalten und war heute bei dem Kieferchirurgen, bei dem die WSR vor ca. 2 Jahren ursprünglich gemacht wurde. Schon wieder ein Panoramaröntgen (das vierte innerhalb von 6 Wochen – ist das noch ok oder schon etwas bedenklich?).
Bedenklich für Sie nicht, aber es belastet uns alle, unser Gesundheitswesen, lassen Sie sich Ihr Bild ausdrucken und/oder auf einen USB Stick kopieren – ist effizienter 🙂
Die Assistentin bereitete mich dann auf eine neue WSR vor, wie mir dann mitgeteilt wurde. Ein Für- und Wieder wurde gar nicht abgewogen. So klar, wie für alle anderen das Nein zur 2. WSR war, so klar war hier, dass sie stattfindet. So nebenbei meinte sie noch, dass evtl. beim 7er links unten die Füllung undicht sein könnte, das wäre nicht ganz sicher.
Wenn Sie sich wie ein Schaf verhalten, dann werden Sie auch wie ein Schaf behandelt.
Niemand wird als Schaf oder Wolf geboren, das sind selbst erwählte Rollen, es liegt in Ihrer Hand das zu ändern!
Ich hab mich dann etwas hilflos gefühlt – was soll man schon machen? Groß diskutieren bringt scheinbar eh nichts, auf jede Frage wird einsilbig geantwortet – bei allen drei Ärzten, bei denen ich jetzt insgesamt war. Ich hätte höchstens zur Tür gehen können mit einem unbehandelten Zahn.
Sie hätten dem Kollegen sagen sollen, dass Sie absolut nicht zufrieden sind mit den Erklärungen und noch ein paar Fragen haben. Wenn er/sie dann nicht darauf eingehen, dann hätten Sie aufstehen können und gehen. Im Web würde ich über meine Erfahrungen dann so objektiv und ohne Störgefühle anderen Berichten – das bewirkt ein Umdenken des Arztes mit der Zeit!
Natürlich wollte ich persönlich auch eher eine 2te WSR, allein aus Kostengründen. Ich weiß, dass die Chancen schlecht stehen. Aber das weiß ich nur, weil ich mich Stundenlang im Internet umsehe – von Chancen oder so wurde kein Wort erwähnt.
Es bringt Sie nicht weiter was Sie wollen oder nicht wollen, sondern nur eine objektive Einschätzung der Realität und dann eine entsprechende Behandlung. Die Wahrheit sich wo hinbiegen um es Ihnen Recht zu machen, oder damit der Arzt was verdient, bringt im Endeffekt niemanden etwas. Sie werden Zahnlos dastehen und der Arzt wird vielleicht zwar finanziell reich, emotional aber arm sein.
Jetzt sitz ich hier mit dicker Backe und hoffe, dass die beiden wenigstens noch 1-2 Jahre durchhalten, hoffentlich länger, und ich mir bis dahin Implantate leisten kann. Aber ich weiß ehrlich gesagt langsam nicht mehr, wohin. Alle drei ZA bei denen ich bisher war, würde ich jedenfalls ausschließen.
Es gibt auch andere Ärzte …
Ich frage mich wirklich, ob ich mich so blöd anstelle. Ist es normal, dass da nicht viel erklärt wird? Ich meine, ich komme ja nichtmal auf all die Fragen, die wichtig wären. Sollte nicht auch der Arzt selbst ein bisschen mehr als nur das Allernötigste erklären?
Mit blöd hat das nix zu tun, Sie müssen sich auf die Beine stellen und selbst Initiative ergreifen. Das fällt uns allen schwer, wir mögen es lieber wenn “alles” von anderen erledigt wird. Das hängt mit unserer soziokulturellen Prägung/Erziehung zusammen. Es liegt an uns diesen Kreis zu durchbrechen!
Wenigstens sind Sie hier ein lobendes Vorbild. Ich weiß schon, dass man nicht mit jedem Patienten ein halbstündiges Gespräch über seine Zahngeschichte führen kann und viele Patienten sicher viel zu viel erzählen, weil jeder natürlich nur auf seine eigene Zeit und Gesundheit bedacht ist.
Aber allein schon dieses Forum zeigt, wie einfach es wäre, wichtige Informationen weiterzugeben, die Sicherheit geben.
Danke für Ihr Lob, gern können Sie zu uns kommen, auch vor dem Implantat – wir reden auch eine halbe Stunde :p – aber auch mein Gesagtes sollten Sie überprüfen! Dafür bekommen Sie es schriftlich, das geht dann einfacher!
Alles Gute!