Hallo Herr DDr.Belsky,
vor ca. 2 ½ Wochen wurde mir unten ein im Kiefer versteckter Weisheitszahn rausoperiert. Ich habe diese OP lange wegen besonderer Nähe zum Nerv hinausgezögert, der Zahn war stark entzündet (trotz AB Einnahme einige Tage vor OP auch noch am Tag der OP). Der Zahn wurde also in mehrere Teile zerlegt und rausgenommen, bei der vorletzten Wurzel wurde ein Blutgefäß verletzt, die starke Blutung konnte aber sofort gestillt werden. Der Arzt meinte, dass er die letzte Wurzelspitze nicht mehr rausnehmen wird, da das Risiko einfach zu groß wäre, nochmals dieses Blutgefäß zu verletzten.
Diese verbleibende kleine Wurzelspitze sollte ohne Probleme verbleiben und einheilen oder bestenfalls vom Nerv und Blutgefäß weg und nach oben wandern. Nach der OP hatte ich 8 Tage arge Schmerzen, dann Besserung, seit ca. einer Woche nehme ich – auch nachts – keine Schmerzmittel mehr. Jeden Tag wurde es etwas besser. Aber vor vier Tagen nahm ich das letzte AB und am Tag drauf hatte ich wieder ein gelegentliches leichtes Klopfen im OP-Gebiet. Auch spürte ich wieder ein leichtes Ziehen Richtung Ohr. Das Klopfen wurde die Tage drauf wieder besser, das habe ich nur noch ganz leicht und auch nur wenn ich mich körperlich anstrenge oder wenn ich etwas kaltes / heißes trinke. Das Kiefergelenk schmerzt aber noch ein wenig und ein leichter Zug Richtung Ohr ist auch zu spüren.
Genau diese Symptome hatte ich vor der OP auch (wobei: ich knirsche nachts mit den Zähnen, ev. kommt das auch davon). Laut Arzt ist die Wunde super verheilt. Wüsste ich nicht, dass da diese Wurzelspitze ist, würde ich vermutlich glauben, dass das halt noch etwas dauert, bis alles restlos verheilt ist…
Ich fürchte mich ganz schrecklich vor einer zweiten OP. Vor allem weil mein Arzt meinte, dass das wegen diesem Blutgefäß an der Klinik gemacht werden müsste. Meine Fragen deshalb: Wie oft kommt es vor, dass ein Blutgefäß verletzt wird und wie gefährlich ist das? Wie groß sind die Chancen, dass diese Wurzelspitze ohne Symptome verbleibt? Und wie merke ich, dass sich entzündungstechnisch was tut? Und welche Folgen hat die Durchtrennung des Gesichtsnervs? „Nur“ Taubheit der Lippe und des Kinns oder sind damit auch – neuralgische -Schmerzen verbunden? Viele Fragen also.
Im Voraus ganz vielen Dank für Ihre Antwort!
Anze
Sehr liebe Anzee!
vielen Dank für Ihre Antwort. Nun hat mein Zahnarzt doch eine Entzündung am Röntgen festgestellt. Hinter der Wurzelspitze ist ein schwarzer Schatten zu erkennen…. Ich hätte jetzt auch schon einen OP-Termin und hab furchtbare Angst.
Hmm … einmal Hipp, einmal Hopp, wieso sag ich das so? Eine Entzündung an der Wurzelspitze erkennt man im Röntgen erst nach Monaten … man erkennt eigentlich nur die Knochenresorption, die durch die Entzündung hervorgerufen wird … solche Resorption dauert … entweder war die Entzündung schon beim letzten Termin zu sehen, oder es liegt keine Entzündung vor … das sollten Sie genau abklären lassen, denn sonst laufen Sie gefahr unnötig operiert zu werden … wenn Sie keine Beschwerden haben, dann empfehle ich Röntgenkontrolle in 3 Monaten, wenn Schatten größer wird, dann raus damit …
Wie ist das mit der Blutung? Mir wurde erklärt, wenn es wieder stark blutet, versucht man zuerst mit Tamponaden, die Wunde zuzudrücken, wenn das nicht gelingt muss ein Elektroteil rann, das verödet, dann aber leider nicht nur das Blutgefäß sondern auch den Nerv, der sich bei diesem Blutgefäß befindet.
Eine Kauterisation im Bereich des Nervus mandibularis ist absolut kontraindiziert, weil man dadurch den Nerv eben schädigt … allerschlimmsten Falls bricht man die OP ab, näht zu und Sie beißen auf einen Tupfer und drücken auf die Wange – dann hört es von alleine auf … die Arterie mandibularis ist nicht die Aorta … Sie können nicht verbluten, keine Sorge …
Zwischen Nerv und Zahn ist scheinbar überhaupt kein Abstand, die berühren sich über ein ganzes Stück. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das Entfernen dieses Wurzelrestes gut gehen kann. Wie wird so was gemacht?
Ist meistens so im Seitzahnbereich, eine WSR und/oder Wurzelrestentfernung ist trotzdem möglich … ein erhöhtes Risiko einer Gefühlsstörung besteht zwar, aber das ist in der Regel kalkulierbar … auf alle Fälle geht Nerv vor … also weg mit dem Kauter 😉
Meine größte Angst ist nicht eine Taubheit der Lippe und des Kinnes, damit kann ich leben. Aber ich habe gelesen, dass die Durchtrennung des Nervs zu unkontrollierbaren Dauerschmerzen im Kinnbereich führen kann. Wie oft kommt so etwas vor? Und kann man dagegen wirklich nichts machen?
Man kann …, eben gut planen, vorsichtig operieren, den Kauter im Kittel lassen …
Wie groß sind die Chancen, dass der Wurzelrest von selbst nach oben bzw. weg vom Nerven wandert? Und wie lange könnte so was dauern. Kann man mit Osteopathie eventuell etwas erreichen oder wäre das zu esoterisch?
Osteopathie nützt nichts … die OP ist an sich eine Routine OP, also bitte keine Sorgen machen …