Hallo.
Hier eine kurze Zusammenfassung meines bisherigen Leidenswegs: Zahn 47 wurde letzten Sommer wurzelbehandelt, was zunächst keine Probleme machte. Ein paar Monate später traten vorübergehenende Schmerzen auf und die diversen Röntgenbilder zeigten, dass die Kanalfüllungen wohl nicht bis ganz nach unten reichten. Daraufhin im April (zu der Zeit gerade wieder beschwerdefrei) Revision der Wurzelbehandlung (mit dem Ziel, bis zum Sommerurlaub ab Mitte Juli 100%-ige Ruhe zu haben). Beim erneuten Aufbereiten von 1 oder 2 Kanälen kurze Schmerzen im Nerv darunter (laut Zahnarzt wurde dadurch die Knochenhaut gereizt), dann wochenlang Medikamenteneinlagen + prov. Füllungen drauf. Die Schmerzen hielten sich hartnäckig, wenn auch in schwankender Intensität. Schmerzmittel (abwechselnd Ibuprofen + Dolomo) wirken mal besser, mal schlechter, mal gar nicht. Der Schmerz fühlte sich für mich subjektiv wie ein “eingeklemmter Nerv” an. Am 10. Juni dann auf eigenen Wunsch Extraktion, in der Hoffnung, so den Druck loszuwerden und endlich von den Schmerzen + Schmerzmitteln wegzukommen. (Antibiotikum Clindasol schon 3 Tage vorher angefangen, bis 4 Tage danach).
Leider Fehlanzeige.
Bereits nach knapp 2 Tagen fingen die höllischen Schmerzen an (nach dem, was für mich selbst sichtbar war, muss sich das Blutgerinnsel schon nach weniger als 24 Std. verabschiedet haben), am 3. Tag (Montag) zum ZA, der aber erst nach ca. 2 weiteren Tagen bestätigte, dass es sich um Alveolitis sicca handelte.
Nach ein paar Tagen Chlorhexamed dann am 17.6. Anfrischen und 2 Schwämmchen in die Wunde, die das Ganze stabilisieren sollten. Aufgrund weiterhin (oder wieder?) zu starker Schmerzen 2 Tage später (Sonntag) zum Notdienst, der an der Wunde nichts Schlimmes sehen konnte, mir aber nochmal Clindamycin für 4 Tage aufgeschrieben hat. Am nächsten Tag (20.6.) wieder zum ZA, dem nicht mehr viel einfiel und der mich auf den 23.6. vertröstete und wieder mit Schmerzen heimschickte. Ich solle so lange wieder mit Chlorhexamed spülen. Am nächsten Tag merkte ich schon wieder Anzeichen für erneute Alv. sicca.
Am 22.6. erster Termin bei einer Oralchirurgin, die das bestätigte, das Zahnfach war schon wieder leer (die Schwämme hatten sich in der Zwischenzeit auch aufgelöst). Socketol-Streifen rein, der alle 2 Tage gewechselt werden sollte, aber schon nach 2 Std. rausfiel (wobei die betäubende Wirkung in der kurzen Zeit schon sehr angenehm war). Am 23.6. also zum ZA-Termin, alles berichtet und vereinbart, dass ich die Sache bei der Oralchirurgin fertig machen lasse. Er hat nochmal einen Streifen rein gemacht (mit was anderem, zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es vorher Socketol war), auf meine Bitte hin so, dass das Teil nicht gleich wieder rausfällt. Ging dann nach hinten los, da der Streifen brutal drückte, so dass ich wieder 24 Std. pochende Schmerzen in dem bekannten bösen Nerv hatte. Am 24. (Freitag) bei der Oralchirurgin, wieder Socketolstreifen rein, der sich wieder bald löste, aber mit einer selbst improvisierten Befestigungskonstruktion (auf Basis einer alten Aufbisschiene) konnte ich das Teil bis Samstag Nachmittag halten. Sonntag wieder zum Notdienst, um einen neuen Streifen zu kriegen, aber der dortige ZA meinte, er halte nicht so viel davon, die Wunde ewig mit den Streifen offen zu halten, also nur Socketolsalbe direkt in die Wunde.
Nachdem all das nicht viel brachte und die Zeit immer knapper wurde, vereinbarte ich mit der OC, die Sache doch nochmal gründlich anzufrischen und dann zu vernähen, was am 28.6. gemacht wurde. Nach Ende der Betäubung meldete sich der böse Nerv wieder mit Riesenwucht (was wohl nicht ungewöhnlich war, da er ja durch das Kratzen und Fräsen total überreizt worden war), in den Tagen danach wurde es allmählich besser, nach 2 Tagen Kontrolltermin, alles sah gut aus. Am Sonntag früh (3.7.) schmerzfrei, dann ab Mittag wieder leichte Schmerzen, die zum Abend hin mehr wurden. Fäden fingen gleichzeitig an, stellenweise zu reißen. Zahnfleisch zunehmend irritiert. 2 Tage später sollten sie aber sowieso gezogen werden. Wegen der weiter steigenden Schmerzen am nächsten Tag, also vorgestern, gleich zur OC, die die Fäden gleich zog, alles sah gut aus, das Zahnfleisch sei durch die Fäden gereizt, alles super, und durch den Spalt sieht das Zahnfach auch nicht leer aus. Ein paar Schmerzen seien auch noch normal, solange nicht superstark und/oder pochend. Termin für Donnerstag gemacht.
Gestern wieder schlimmere Schmerzen, auch am altbekannten Nerv, noch nicht pochend, aber schon wieder nicht mehr auf Schmerzmittel ansprechend. Wieder in die Praxis. Die OC sagte, alles sehe normal aus, hat nochmal genauer durch den Spalt geguckt und getastet: kein leeres Zahnfach diesmal, und das nach 1 Woche, schön. Sicherheitshalber hat sie dann den Kollegen (erfahrener Kieferchirurg) hinzugezogen, der die Wunde auch ok fand, aber wegen der Schmerzen 2 Drucktests mit den Fingern machte, die sehr weh taten, daraufhin: “nochmal anfrischen und Streifen rein”. Das sollte wohl heißen, dass doch noch irgendwo was Entzündliches drin wäre. Wurde dann ohne großen Aufriss ausgekratzt, durch den dann wieder etwas größer werdenden Spalt (unter Betäubung), dann Socketol-Streifen rein, der zunächst nach Ende der Spritzenwirkung half (zusätzlich Ibuprofen), aber ein paar Stunden später wieder stark drückte, daraufhin wieder die schlimmen pochenden Schmerzen in besagtem Nerv. Heute kam ein kleinerer Streifen rein, der aber gegen die Schmerzen gar nicht mehr ankommt. Ibuprofen auch nicht. Morgen und übermorgen nochmal Wechsel.
Dazu Antibiotikum: Nachdem ich Clindamycin sehr schlecht vertragen (aber zu Ende eingenommen) hatte, war für 12 Tage Azithromycin dran, seit heute Amoxicillin.
Und nach diesem Roman nun meine Frage: Was ist das für ein Nerv (der Schmerz ist nicht unten im Kiefer – dort hatte ich auch schon welche, aber die fühlen sich ganz anders an -, sondern direkt im Zahnfach, vermutlich an dem Kieferknochen, der hin und wieder frei lag, aber derzeit ja nicht), der keine Ruhe gibt? Spätestens seit Sonntag werde ich das Gefühl nicht los, dass hier was ganz Anderes im Gange ist, das noch keiner entdeckt hat. Solange das mit dem Koagel nicht geklappt hat, gab es eine Erklärung, aber jetzt?
Lieber Herr Dr. Belsky!
Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Mittlerweile war ich noch bei einem Oralchirurg sowie nochmal bei meinem ursprünglichen Zahnarzt (der aber nicht die Nachbehandlung nach der letzten OP vorgenommen hatte, das war seine Vertretung über längere Zeit). Und es bleibt dabei, dass die Wunde gut verheilt. Letzte Woche war ich bei einem Allgemeinmediziner, der auch Naturheilkunde anbietet, weil ich wegen Akupunktur nachfragen wollte, aber der ist auch nach 2 Tagen in den Urlaub, daher hätte das für einmal nichts mehr gebracht. Er tippt aufgrund meiner Angaben auf eine Art Nervenentzündung durch Überreizung und hat mir Vitamin C-Hochdosistherapie + Enzymeinnahme (Bromelain) vorgeschlagen (die C-Infusion kann ich noch 2mal bei einem Kollegen machen). Gegen die Schmerzen zur Not solche Psychopharmaka (er hat mir für Notfälle Carbamazepin aufgeschrieben, aber ich werde das nicht nehmen).
Mittlerweile habe ich mich auch noch mehr in die Materie eingelesen, z. B. dass bei Nervenschmerzen diese ganzen “periphär wirkenden Analgetika” wie Ibu, Paracetamol, Novalgin etc. selbst hochdosiert nicht wirken, und genau das ist ja jetzt bei mir der Fall. Also entweder Opiate oder diese Psycho-Hämmer.
Übermorgen habe ich einen Termin bei einer Neurologin. Mal sehn, ob dabei noch was raus kommt. Die Schmerzen bestehen nun seit 2 Wochen in schwankender Intensität und Art (also mal Brennen, mal Stechen, mal “eingeklemmter Nerv”, mal Ausstrahlen nach oben oder zur Seite, selten nach ganz unten, oft auch eine Mischung aus Schmerz und Jucken, Fremdkörpergefühl, etc.). Ab und zu ist nachts Ruhe.
Ansonsten nehme ich schon die zweite Runde Vitamin B-Komplex, dazu seit einer guten Woche diese homöopathischen Traumeel-Tabletten (wurde mir von ärztlicher Seite empfohlen; scheint nicht schaden zu können).
[QUOTE=Belsky;18341]
Eine mögliche Ursache Ihrer Beschwerden könnte sein:
https://www.youtube.com/watch?v=_bQHW6GooOYquote]
Vielen Dank für das Video. Das könnte ganz gut passen. Die Wunde muss auf jeden Fall in Ruhe gelassen werden, das ist ganz klar; glücklicherweise ist mir nun auch keiner von diesen intervenierfreudigen Ärzten mehr untergekommen. Am Anfang hatte ich ja schon Angst, dass jetzt doch noch irgendwas schief geht mit der Wundheilung. Da dürfte nun nichts mehr kommen, aber den Schmerz einfach annehmen ist natürlich auch nicht so einfach, da er nicht nur teilweise den Schlaf raubt, sondern eben auch sonst zeitweise die allgemeine Stimmung beeinträchtigt.
(das zweite Video habe ich mir noch nicht angesehen).
Vielleicht wollen Sie auch gar nicht auf Urlaub fahren, oder zumindest nicht in dieser Konstillation nicht 😉
Das ist nun wieder völlig ausgeschlossen. Das Gegenteil ist der Fall, ich lebe das ganze Jahr quasi nur noch für diese Reisen und genau deshalb versetzt mich jede mögliche Gefährdung so sehr in Panik. Erst recht, nachdem ich die erste der beiden Reisen tatsächlich absagen musste (zu der Zeit wurde permanent die Wunde geöffnet und hat sich entzündet etc.). Somit ist mir auch klar, dass die psychische Komponente bei mir eine sehr große Rolle spielt. Natürlich kann einen die Idee einer längeren Neuralgie/Neuropathie o. ä. auch so ganz allgemein in Panik versetzen (was ich dazu zum Thema “atypisch Odontalgie” schon gelesen habe, macht ja suizidär!), aber die Tatsache, dass nun so kurz vor der ersehnten Reise doch nochmal Schmerzen kommen (zumal ein paar Tage, nachdem der ZA, der die Wunde fast 3 Wochen lang supergut “betreut” hat, selbst in den Urlaub gefahren und somit nicht mehr verfügbar ist), hat mich natürlich besonders runtergezogen und wirkt sicher schmerzverstärkend.
Jedenfalls werde ich morgen in einer Woche fliegen und kann nur hoffen, dass mich diese Reisestimmung etwas von den Schmerzen distanzieren kann.
Dazu fällt mir noch ein: Ablenkung durch Essen/Kauen auf der anderen Seite geht ja die ganze Zeit schon ganz gut, wobei kalte Speisen am besten sind. Aber ich kann ja nicht Tag und Nacht Eis essen… 😀
Haben Sie vielleicht noch eine Empfehlung, was man zur vorübegehenden Schmerzausschaltung nehmen kann, ohne sich den Körper völlig zu vergiften?
Ich verwende nach wie vor Kamistad-Gel, zumindest abends vor’m Schlafengehen, auch wenn es nur äußerlich betäubt, aber oftmals bringt es eine kurzzeitge Besserung. Sonst habe ich mittlerweile 3 Opiate im Haus, die ich aus verständlichen Gründen lieber mit Vorsicht genieße. Tilidin habe ich in 2 Größen in der schlimmsten Alveolitis-Phase verschrieben bekommen, aber ich finde es etwas gruslig. Codein habe ich nur in den Talvosilen-Kapseln (in Verbindung mit Paracetamol, das ja gar nicht wirkt, somit wird damit unnötig die Leber belastet, passt mir auch nicht so) und kürzlich habe ich Tramadol-Tropfen bekommen, die mir am vernünftigsten erscheinen, also auch nur für die gelegentliche Einnahme vor’m Schlafen.
Wenn es sich nicht noch irgendwie von selbst legt, müsste ich nach dem Urlaub über irgendeine Art von Schmerztherapie nachdenken, möglichst nicht-medikamentös. Also Akupunktur, TENS und was es da noch so gibt.
Kennen Sie sich damit zufällig aus? Für mich ist das alles Neuland, aber mal sehn, was die Neurologin am Mittwoch dazu sagt.