Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg von Implantaten ist die knöcherne Verankerung des Implantatkörpers durch unmittelbaren Kontakt der Implantatoberfläche mit dem umliegenden Knochen.

Aus der Tatsache, dass diese Verankerung wesentlich durch neugebildeten Knochen zustande kommt, wurde abgeleitet, dass Implantate erst nach einer lastfreien Einheilung von mehreren Monaten prothetisch versorgt und damit funktionell belastet werden sollten.

Die zunehmende Kenntnis der biomechanischen Wirkung von Implantaten auf den umgebenden Knochen und ein wachsendes Patienteninteresse an einer Verkürzung der Behandlungsdauer haben zu einem Trend zur frühen / sofortigen Versorgung geführt. Die Beurteilung dieser Versorgungsform muss sich dabei an den Erfolgsraten der lastfreien Einheilung messen lassen und mit den wissenschaftlich etablierten Maßstäben beurteilt werden.

[B]Relativbewegungen vermeiden [/B]
Wesentlich für den Erfolg der sofortigen Belastung / Versorgung ist es, Relativbewegungen zwischen Implantat und umgebendem Knochen zu vermeiden, sowie eine mechanischen Überlastung des Implantatbettes durch pathologische Deformation des Implantat umgebenden Knochen zu verhindern.
Dabei spielen die primär stabile Verankerung des Implantates, die Qualität des knöchernen Lagers, die Zahl der Implantate und ihre Verbindung untereinander sowie die Form der Belastung eine Rolle.

[B]Klinische Beobachtungsstudien [/B]
Die Zahl kontrollierter randomisierter Untersuchungen zur Sofortbelastung / Sofortversorgung ist noch gering. Allerdings liegen eine ganze Reihe von klinischen Beobachtungsstudien vor, die in der Summe eine Datenbasis liefern, aus denen vorläufige Rückschlüsse auf die Sicherheit des Verfahrens gezogen werden können.

Für die Sofortversorgung im zahnlosen Kiefer liegt die berichtete Erfolgsrate zwischen 91 und 100 % sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer (Ibanez & Jalbout 2002, Gatti & Chiapasco 2002, Lorenzoni et al. 2003, Misch & Degidi 2003, Henry et al. 2003, Degidi & Piatello 2003, Nikellis et al. 2004). Im teilbezahnten Kiefer und bei der Einzelzahnversorgung wird eine Erfolgsrate von 90 % und mehr beschrieben (Malo et al 2003, Vanden Bogaerde et al. 2003, Rocci et al. 2003). Die mittlere Beobachtungsdauer in diesen Untersuchungen liegt dabei zwischen 1,5 und 5 bzw. 8 Jahren für den zahnlosen Ober- und Unterkiefer. Für die Einzelzahnversorgung liegen 5-Jahres-Ergebnisse vor, für den teilbezahnten Kiefer liegen die Beobachtungsintervalle zwischen 1 und 2 Jahren.

[B]Sofortversorgung bedeutet nicht Sofortbelastung [/B]
Die sofortige Versorgung eines Implantates ist dabei nicht immer synonym mit einer funktionellen Belastung. Bei kurzspännigen Konstruktionen oder Einzelzahnversorgungen ist es möglich, eine provisorische Versorgung des/der Implantate durchzuführen, die zunächst funktionell weitgehend unbelastet ist.

Ein Vergleich zwischen sofort versorgten belasteten und unbelasteten Implantaten ist anhand der wissenschaftlichen Datenlage noch nicht möglich. Bei geplanter Sofortversorgung erscheint eine Entlastung der Implantate in Abhängigkeit von der Qualität des knöchernen Lagers, der primären Stabilität des Implantates, der Zahl der Implantate und ihrer Verbindung untereinander empfehlenswert.

[B]Welcher Patient kommt infrage? [/B]
Die Auswahl eines Patienten für eine Sofortversorgung erfolgt anhand der Qualität und Quantität des knöchernen Lagers und der primären Stabilität des eingesetzten Implantates. Eine sichere Primärstabilität verhindert Relativbewegungen Mitunter ist daher eine endgültige Beurteilung der sofortigen Versorgbarkeit eines Implantates erst während des Eingriffes möglich. Für die Beurteilung der Stabilität eines Implantates am Ende des Insertionsvorganges wird in der überwiegenden Zahl der Berichte das Drehmoment herangezogen, das erforderlich ist, um das Implantat in seine geplante Position zu bringen. Die angegebene Höhe dieses Drehmomentes ist unterschiedlich und bewegt sich zwischen 10 und 45 Ncm (Malo et al. 2003, Glauser et al. 2003, Nikellis et al. 2004). Bei einer adäquaten Stabilisierung des Implantates scheinen Unterschiede in der Knochenqualität von geringerer Bedeutung zu sein.

Quelle: DGI – überarbeitet von DDr. Belsky

Belsky Asked question 27. November 2007