Lieber Dr. Belsky,

danke für Ihre tolle Arbeit! Ich bin total begeistert, in eigener Sache aber vor allem sehr verzweifelt:

Vor 7 Wochen wurde bei einem WSR-Frontzahn im Unterkiefer, der 20 Jahre ruhig, zuletzt aber wohl wegen Knirschens berührungsempfindlich war, eine Zyste entdeckt. Der ZA verschrieb Amoxycillin 800 für 7 Tg., dann wurde der Zahn gezogen, die Zyste entfernt, aber sofort Knochenersatzmaterial eingebracht (ein Fehler??), vernäht (noch ein Fehler??) und kein weiteres AB verschrieben (dritter Fehler??). Das war vor 6 Wo.!!

5 Tg. war dann alles ruhig, dann trat ranzig-eklig schmeckendes Sekret aus der Wunde, die sich an den Rändern schön geschlossen hatte und nicht schmerzte, aber innen offen war wie ein winziger Vulkan. ZA führte den Geschmack auf die Fäden zurück, zog sie und alles war für weitere 2 Wo. halbwegs ruhig.

Vor 3 Wo. ging der Spass aber richtig los, dauernd troff in minimalen Mengen Sekret aus der Wunde. Da ich leider im Ausland war, verschrieb ZA Amoxycillin 1000 für 10 Tage. Der Geschmack ging zurück, aber nicht ganz, er war kurz süßlich. Keine Schmerzen. Nach Absetzen floss wieder mehr Sekret.

Vor 10 Tg. revidierte ZA daraufhin die Wunde. Er fand eine Fistel, die er entfernte, das Knochenersatzmaterial blieb aber wohl weitgehend drin. Er verschrieb kein AB, sondern versorgte die Wunde nun per Tamponade (3 Tg.). Danach spülte er sie täglich aus. Ich fühlte mich derweil ziemlich müde, mein Körper kämpfte, der “Prozess” schwankte, was ZA als normal für eine Wundheilungsstörung ansah.

Vorgestern war ich dann wirklich sehr schlapp und kurzatmig, hatte ein richtiges Krankheitsgefühl (das hatte ich zuletzt vor der Entdeckung der Zyste und es war mit deren Entfernung vorbei). ZA schlug sofortiges Aufräsen des Knochens samt Knochenersatzmaterial (Auffrischen) vor. Ich bekam es mit der Angst und holte heute eine 2. Meinung an der Uniklinik für MKGC in München ein. Man entnahm Blut (Entzündungswerte iO), machte Röntgen- und 3 D-Bilder, sah sich die Wunde an und spülte sie. Auf den Bildern war alles normal, nur im Bereich des Knochenersatzmaterials eine leichte Aufhellung zu sehen, die Wunde sieht gut aus, sie eitert nicht, gibt aber weiter das Ekelsekret ab. Auf den 3 D-Bildern war nichts Auffälliges zu sehen.

Die sehr junge KC verschrieb Amoxyclav 875/125 für 5 Tg. und empfahl bei Erfolglosigkeit das Auffrischen der Wunde (nach Kammschnitt) durch den ZA, weil der die Dinge am besten kenne und es kein komplexer Eingriff sei. Sie sprach von einer trockenen Alveole und der Gefahr einer Osteomyelitis (Liegt nicht schon längst eine subakute Osteomyelitis vor, weil ich mich so krank fühle???). ZA fühlt sich natürlich voll bestätigt und will jetzt jeden Tag spülen neben dem AB.

Nachtrag:
Nachdem ich mich heute immer noch ganz krank fühlte, bin ich nochmal zur UKMKC. Man hat dort auf mein Drängen hin die Wunde ausgeräumt und aufgefrischt. Alles Knochenersatzmaterial war eingekapselt und vergammelt, kein Eiter, es wurde 30 min. alles sehr sauber und sorgfältig ausgeputzt und gespült. Jetzt soll ich nur das Amoxiclav nehmen, weil die Entzündungswerte ok seien, der Knochen gut ausgesehen und gut eingeblutet habe. Das entstandene Loch ist aber sehr tief, es muss jetzt 3 Monate ausheilen, bevor neu aufgebaut werden kann. Der beißende Ausfluß ist besser, aber nicht weg (12 Stunden nach Auffrischen). Das macht mir echt Angst!!

Meine Frage: Gibt es Erfahrungen zu Verläufen eines solchen Falls? Und ist jetzt aus Ihrer Sicht neben der weiteren Einnahme des AB noch etwas in Sachen Osteomyelitis zu tun oder ist diese bei normalen Entzündungswerten und gutem Knochenbild ausgeschlossen? Und hat es jetzt bald sein bewenden mit dem beißenden Geschmack, der auch nach OP noch da ist oder ist das nach solch einem Dauerproblem normal, dass das noch andauert???

TAUSENDMAL DANKE für eine Einschätzung, ich bin schon sehr beunruhigt und mache mir Vorwürfe, weil ich dem ZA so lange vertraut habe.

Alles Liebe und nochmals DANKE!!!

… ANDY

Belsky Answered question 15. Mai 2019