Der Retraktionsfaden ist ein zahnärztliches Hilfsmittel, um Zahnfleisch (Gingiva) vom Zahn zu verdrängen und zurückzuhalten.

Der Retraktionsfaden besteht aus einem geflochtenen oder gedrehten Baumwollfaden in verschiedenen Stärken. Der Faden ist meistens mit gefäßverengenden (Adrenalin) und blutstillenden (Aluminiumchlorid, -sulfat, -hexachlorid, -hexahydrat) Mitteln imprägniert oder getränkt.
Um genaue Abdruckgrenzen zu erhalten und gleichzeitig später unschön sichtbare Kronenränder zu vermeiden, gehört ein Retraktionsfaden in den Sulcus gelegt. Mehr zum Thema Sulcus finden Sie im gleichnamigen Beitrag! Durch den Faden wird das Zahnfleisch zur Seite geschoben, mit dem Bohrer kann dann der Zahn problemlos beschliffen werden, ohne dabei das Zahnfleisch zu verletzten. Ohne einen Faden, würde das Zahnfleisch beim Beschliff verletzt werden.
Unmittelbar nach dem Beschliff gehört ein zweiter Faden gelegt. Wieso zwei Fäden? Nun, Sie sehen einen Zahnabdruck, diesen gießt der Techniker mit Gips aus und erhält somit die Situation von Ihrem Zahn auf einem Gipsmodel. Auf dem Gipsmodell fertigt er dann Ihren Zahnersatz an, dieser sollte dicht an den Rändern abschließen. Dafür müssen die Präparationsränder des Zahnbeschliffes für den Techniker gut zu sehen sein, das heißt, dass das Abdruckmaterial also zu den Rändern des Beschliffes “fließen” muss! Durch einlegen des zweiten Fadens, wird das Zahnfleisch noch einmal auseinandergedehnt. Beim Entfernen des 2 Fadens unmittelbar kurz vor dem Abdruck kann das Abdruckmaterial schön die Beschliffgrenzen abformen. Die Beschliffgrenzen sind optimaler weise im Sulcus platziert, dort besteht ein geringes Kariesrisiko und zudem sind die Übergänge Zahnkrone/Zahnwurzel nicht sichtbar. Häufig werden Zahnstümpfe tangential beschliffen und die Kronenränder werden unterhalb des Sulcus platziert. Zahnfleischbluten und Zahnfleischrückgang sind die Folge – mehr dazu im Beitrag Krone!
Anstelle der Fäden werden häufig auch Retraktionspasten verwendet, diese werden in das Zahnfleisch gespritzt. Sie erfüllen die gleiche Funktion wie der Faden und werden kurz vor dem Abdruck ausgewaschen – bleiben Reste der Paste zurück, dann kann es zu chemischen Reaktionen mit der Abdruckmasse kommen – ein verziehen der Abformung kann die Folge sein. Dies kann zu undichtem Zahnersatz führen.