[B]Herpesviren sind hartnäckig. Rund 85 Prozent aller Menschen sind damit infiziert. Die Viren schlummern über Jahre in den Nerven – jetzt ist klar, warum.[/B]
Herpesviren sind hartnäckig – wer sich einmal angesteckt hat, wird sie ein Leben lang nicht mehr los. Und wenn die Bläschen an Lippe, Nase oder anderswo einmal da sind, gibt es kaum ein Mittel dagegen. Cremes und Tabletten mit dem Wirkstoff Acilclovir können den Erreger zwar zurückdrängen, doch dann zieht er sich in die Nervenwurzeln zurück – für Medikamente unerreichbar.
Jetzt haben Forscher von der Duke- Universität in Durham, North Carolina, den Mechanismus entschlüsselt, wie sich das Herpesvirus in den Nerven versteckt. Wie das Team um Bryan Cullen online im Fachblatt „Nature“ berichtete, spielt dabei die vom Herpes-simplex-Virus HSV1 auch im Ruhezustand produzierte Ribonukleinsäure eine entscheidende Rolle. Sie blockiert die Produktion von Proteinen, durch die das Virus aktiv wird und ermöglicht so, das es im Körper schlummern kann.
Bei Stress, einem geschwächten Immunsystem oder zu viel Sonne erwacht das Virus und breitet sich im Körper aus. Jetzt wollen die Forscher Wirkstoffe entwickeln, mit denen sich das Virus gezielt aufwecken lässt – denn so wird es für Medikamente angreifbar. „Im Prinzip könnte man sämtliche in einem Patienten verborgenen Viren aktivieren und abtöten“, erklärte der Molekularbiologe Cullen. Auch weitere Herpestypen, die unter anderem Windpocken und Gürtelrose auslösen, wollen die Forscher auf diese Weise im Schlaf überraschen.
Schätzungsweise 85 Prozent aller Menschen sind mit Herpes simplex infiziert, dem verbreitetsten der acht Erregertypen. Meist wird es schon von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Ob, und wie häufig ein Herpes ausbricht, ist unterschiedlich. Manche Menschen merken nie, dass sie das Virus in sich tragen. Andere bekommen alle paar Wochen lästige Bläschen. Da die Forscher das Versteckspiel des Virus bisher nur an Mäusezellen beobachten konnten, wird es aber noch dauern, bis ein echter Herpeskiller erhältlich sein wird.
Quelle: tagespiegel.de