Hallo!
Vor fast 6 Monaten wurde bei mir (41, männlich, 1,79 m, 72 kg, NR) ein sehr tief sitzender Weisheitszahn ( Zahn 38 ) aus dem Unterkiefer entfernt. Die OP war sehr schmerzhaft (lokale Betäubung) und laut Chirurg extrem schwierig. Der Kiefernerv wurde ziemlich mitgenommen, er erholt sich jedoch seit der OP immer weiter, inzwischen ist das Gefühl wieder überall vorhanden wenn auch noch nicht 100% perfekt wie auf der nicht-operierten Seite. Ansonsten habe ich kaum Beschwerden, äusserlich sieht der OP-Bereich sehr gut aus, ab und zu spüre ich einen leichten Druck im Kieferbereich, das Zahnfleisch ist im OP-Areal zeitweise etwas empfindlich und es gibt in der Unterkieferhälfte manchmal leichte Schmerzen beim Zubeissen. Dies könnte jedoch auch von dem noch nicht ganz regenerierten Nerv kommen.
Etwa 2 Monate nach der OP bekam ich sehr unklare neurologische Symptome (Sensibilitätsstörungen an Händen und Füssen, Muskelzuckungen am ganzen Körper, uvm.) und die Körpertemperatur war über mehrere Wochen leicht erhöht (+1 Grad). Nach insgesamt 5 Monaten kamen noch sehr belastende beidseitige pulssynchrone Ohrgeräusche dazu die bis heute anhalten.
Ein anderer Kieferchirurg hat die Vermutung geäussert, dass eine Osteomyelitis vorliegen könnte. Im MRT sieht man, dass das OP-Areal noch nicht reizfrei ist, allerdings gibt es keine eindeutigen Anzeichen für eine Osteomyelitis. Das normale Röntgenbild sieht laut Chirurg unauffällig aus (siehe Bild). Mitte März 2014 wurde auf Anraten des Chirurgen mit Unacid PD für 10 Tage (3 x tgl.) behandelt, jedoch bislang ohne eine positive Wirkung auf die Symptomatik.
Natürlich könnten auch ganz andere Ursachen vorliegen. Trotz umfangreicher Diagnostik (Neurologe, Internist, HNO, uvm.) wurde jedoch noch nichts gefunden.
Meine Frage ist nun, ob eine “unsichtbare” chronische Osteomyelitis vorliegen und derartige unspezifische Beschwerden auslösen kann. Vielleicht gibt es ja tatsächlich im Kiefer einen “Bakterienherd” und diese Infektion löst dann im ganzen Körper Beschwerden aus? Was könnte man tun, um die Ursache weiter einzugrenzen? Macht eine Gewebeprobe Sinn oder gar eine erneute Operation? Davor scheue ich mich jedoch sehr, da ich den Kiefernerv gefährdet sehe 🙁
Viele Grüsse
Michael
[ATTACH=CONFIG]901[/ATTACH]
Sehr lieber Neo!
Vorweg, lassen Sie sich den 36 checken, da könnten Sie Karies haben …
Ein anderer Kieferchirurg hat die Vermutung geäussert, dass eine Osteomyelitis vorliegen könnte.
Aha, wie kommt er drauf? Die Symptome, die Sie schildern, passen so gar nicht zu einer OM.
Im MRT sieht man, dass das OP-Areal noch nicht reizfrei ist, allerdings gibt es keine eindeutigen Anzeichen für eine Osteomyelitis. Das normale Röntgenbild sieht laut Chirurg unauffällig aus (siehe Bild). Mitte März 2014 wurde auf Anraten des Chirurgen mit Unacid PD für 10 Tage (3 x tgl.) behandelt, jedoch bislang ohne eine positive Wirkung auf die Symptomatik.
Sowohl MR, als auch das Rö, wären für die Diagnose einer chronischen OM nach so kurzer Zeit im Kiefer ungeeignet … eine akute OM würde man eh merken …
Natürlich könnten auch ganz andere Ursachen vorliegen. Trotz umfangreicher Diagnostik (Neurologe, Internist, HNO, uvm.) wurde jedoch noch nichts gefunden.
Wir leben in einer sehr komischen Zeit, Mobbing, Stalking, wir schauen uns nicht mehr in die Augen, alles wird am Geld und somit an einem 8-17 Job gemessen … mich wundert es nicht, dass da Menschen “weg kippen” und diverse Krankheitssymptome entwickeln, eingetlich müßte man ja sagen, dass das normal ist – oder? Ich denke Ihre Krankheitssymptome könnten mit seelischer Belastung zusammen hängen, leider wird das heute noch viel zu sehr als “Kinderpropblemchen” abgetan … nach einer OM klingt das nicht …
Meine Frage ist nun, ob eine “unsichtbare” chronische Osteomyelitis vorliegen und derartige unspezifische Beschwerden auslösen kann.
Nein, dann würde lokal nicht alles in Richtung Heilung gehen …
Vielleicht gibt es ja tatsächlich im Kiefer einen “Bakterienherd” und diese Infektion löst dann im ganzen Körper Beschwerden aus?
Dann hätten Sie lokale Probleme …
Was könnte man tun, um die Ursache weiter einzugrenzen?
Sehr ehrlich zu sich selber sein …
Macht eine Gewebeprobe Sinn oder gar eine erneute Operation?
Ohne eindeutige Indikation – Nein.
Lieber Herr Belsky,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort zu so später/früher Stunde!
Ja, der Zahn 36 ist schon lange unter Beobachtung bzgl. Karies. Da sich jedoch seit Jahren keine Verschlechterung zeigt, warten mein Zahnarzt und ich weiter ab.
Dass der zweite Chirurg auf Osteomyelitis gekommen ist, lag vielleicht an meiner Schilderung, dass ich ca. 2 Monate nach der OP zeitweise nächtlichen Schüttelfrost hatte obwohl die Körpertemperatur nur wenig erhöht war. Er meinte, dies sei ein Symptom einer möglichen OM.
Wie auch immer, die Ursachen können natürlich auch ganz woanders liegen, da bin ich mit Ihnen einer Meinung. Ich werde mich daher auch einmal psychiatrisch untersuchen lassen.
Viele Grüsse
Michael
Sehr lieber Michael!
Ich würde mich nicht psychiatrisch untersuchen lassen – wieso auch? Sollten Sie emotionalen Stress haben, dann sind körperliche Symptome was ganz normales (Schlagwort Psychosomatik).
In der heutigen Zeit emotionalen Stress zu haben ist, würde ich sagen, auch normal – was also untersuchen lassen – eigentlich sind die, die glauben, alles wäre fein, nicht “normal”, oder besser gesagt, nicht “aufgewacht” – Schlagwort Film Matrix.
Natürlich würde ich alles einmal ausschließen, wie eine OM klingt es aber nicht und wenn Sie eben wirklich seelischen Stress haben sollten, dann eben auch annehmen, dass körperliche Symptome folgen können …
Lieber Herr Belsky,
nachdem Sie ja erwähnt haben, dass der 36er vermutlich Karies hat, habe ich nun seit kurzem tatsächlich Probleme mit diesem: bei Verwendung von Zahnseide reißt sie neuerdings ab und währenddessen habe ich einen ziehenden Schmerz an dem Zahn. Das Goldinlay muss daher vermutlich erneuert werden. Nun habe ich aufgrund des noch immer lädierten N. Alveolaris Inferior grossen Respekt vor einer Leitungsanästhesie da diese ja sehr nahe am OP Areal gesetzt wird. Was meinen Sie? Kann eine solche Anästhesie den Nerv erneut bzw. weiter schädigen? Soll ich lieber auf eine Spritze verzichten? Dies würde allerdings “hart” werden weil ich sehr schmerzempfindlich bin. Eine Infiltrationsanästhesie wird bei einem 36er vermutlich komplett wirkungslos sein, oder?
Viele Grüsse
Michael
Sehr lieber Michael!
Kann eine solche Anästhesie den Nerv erneut bzw. weiter schädigen?
Wenn man Pech hat, dann kann der Arzt den N. mandibularis treffen … Lotto 6er … der Nerv regeneriert aber normalerweise …
Soll ich lieber auf eine Spritze verzichten?
Ich würde das nicht tun, denn Kosten / Nutzen spricht für Spritze …
Eine Infiltrationsanästhesie wird bei einem 36er vermutlich komplett wirkungslos sein, oder?
Je nach Knochendicke mehr oder weniger wirkungsvoll, meist aber zuwenig …