Mit diesen Fragen beschäftigte sich die 2. Europäische Konsensuskonferenz (EuCC) im Februar in Köln. Unter Leitung des Bundesverbandes implantologisch tätiger Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) formulierte die 18-köpfige Konferenz aus Praktikern und Wissenschaftlern Deutschlands und Europas ein Konsensuspapier, das von namhaften Organisationen und Institutionen mitgetragen wird – darunter die Universitäten Köln, Homburg, Freiburg, Witten/Herdecke und Aachen sowie der spanische Implantologenverband. Die Konferenz kam zu einer unterschiedlichen Bewertung. Während der Einsatz des Werkstoffes bei Aufbauten und Suprastrukturen als hervorragend eingestuft wurde, ist eine Ablösung der Titanimplantate durch Keramikimplantate noch
nicht in Sicht.
In Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln hatte der BDIZ EDI der Konsensuskonferenz ein Arbeitspapier vorgelegt mit dem Ziel, eine Übereinkunft in der Bewertung der Anwendung von Keramik als Werkstoff zu erreichen und ein europaweit gemeinsamen Standpunkt zu entwickeln. Die Konferenz kam zu dem Ergebnis, dass die Bedeutung der Keramik in der Implantologie in Zukunft zunehmen werde.
Den erfolgreichen Einsatz des Werkstoffs im Bereich der Suprastrukuren bestätigte die Konferenz mit Teilnehmern aus Deutschland, Frankreich, Polen und der Schweiz bereits heute. Die derzeit angebotenen Verblendkeramiken erlaubten die Herstellung von ästhetisch hochwertigen Suprakonstruktionen. Die Fünf-Jahres-Überlebensstudien zeigten keinen Unterschied der mechanischen Festigkeit zwischen Metallkeramik und Vollkeramik. Insbesondere die metallfreie Suprastruktur aus computergefräster Keramik lasse sich auch durch die bekannten Techniken der konventionellen Prothetik realisieren.
Anders bewertete die Konsensuskonferenz den Einsatz bei Implantaten. Hier seien die Möglichkeiten der Oberflächenstrukturierung bei Keramik im Vergleich zu Titan derzeit noch eingeschränkt. Die Konferenz stellte fest, dass das Implantatdesign und die Oberflächenstrukturierung bei Keramik eine auf diese Eigenschaften abgestimmte klinische Vorgehensweise erfordere. „Eine bessere Bewertung der Keramikimplantate gegenüber Titanimplantaten ist zurzeit weder klinisch noch biologisch belegbar“, so die Bewertung.
Dass Zirkoniumoxid der Keramik einen vorderen Stellenplatz hinsichtlich der Werkstoffe in der Implantologie gebracht hat, steht nach Meinung aller Teilnehmer außer Zweifel – allerdings dürfe der Werkstoff nicht als Ablösung des Titan missverstanden werden, er sei eine Alternative für spezielle Indikationen.
Eine unbestritten positive Bewertung erhielten Abutments aus Keramik hinsichtlich ihres offensichtlich guten Verhaltens zur Reduzierung von Plaque-Anlagerung. Langjährige Studien belegen hier die Praxistauglichkeit.
Die Ergebnisse dieser 2. Europäischen Konsensuskonferenz (EuCC) des BDIZ EDI zum Thema Keramik werden wie bereits die der Vorgängerkonferenz zum Thema Sofortversorgung/Sofortbelastung als Leitfaden von großem Nutzen für die implantologisch tätigen Praxen sein bei der Entscheidungsfindung, bei welchen Indikationen und für welche Produkte bisher positive Einschätzungen vorliegen, die einen Einsatz rechtfertigen.
Quelle: Zusammenfassung der 2. Europäische Konsensuskonferenz (EuCC)