Sehr geehrter Herr Dr. Belsky,
ich hab mir vor zwei Wochen den 14er ziehen lassen, der schon etwas marod war und bin nun in der Wartephase auf ein Implantat. Für die Überbrückungszeit habe ich mir kein Kassenprovisorium mit Klammern, sondern ein Kunststöffprovisorium, welches ich auch privat bezahlt habe, machen lassen. Dieses ist so ähnlich wie ein Valplastprovisorium, aus Kunststoff und wird über die Zähne geschoben. Es hat soweit auch gut ausgesehen und ich durfte es laut Zahnärztin auch über Nacht drinnenlassen (habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass ich Knirscherin bin und eine entsprechende Schiene trage). Das Provisorium habe ich – wie mit der Zahnärztin besprochen – zweimal am Tag zwecks Reinigung herausgenommen. So weit, so gut.
Diesen Freitag, also vor zwei Tagen, wollte ich es am Abend wieder herausnehmen und dabei ist der vordere Teil einfach umgeknickt und abgebrochen. Da ich am nächsten Tag eingeladen war und nicht mit einer Zahnlücke vorne herumlaufen wollte, habe ich versucht, das Teil mit etwas Superkleber zu richten. War allerdings nicht ideal und hat nichts gebracht. Da es auch nur mit dem hinteren Teil noch halbwegs hält, allerdings sehr unschön aussieht, muss ich jetzt mit einem lädierten Provisorium herumlaufen.
Meine Frage: muss ich jetzt nochmals über 200 Euro für ein eventuell komplett neu angefertigtes Provisorium zahlen? Ich glaube nämlich nicht, dass man dieses noch reparieren kann. Oder gibt es eine Art Haftungspflicht vom Zahnarzt bzw. Techniker, das Teil auf eigene Kosten zu reparieren oder neu herzustellen? Ich muss damit ja noch einige Wochen bzw. Monate herumlaufen und das Teil sollte schon etwas aushalten. Angeblich darf ich damit ja auch essen, obwohl ich dies natürlich nur sehr vorsichtig gemacht habe.
Vielen Dank für Ihre Antwort,
mit freundlichen Grüßen
Musher1
Sehr lieber Musher!
Bezüglich Lösung:
Ich würde einfach mit der Kollegin reden und eine Lösung suchen, die sich für beide gut anfühlt. Vermutlich kann man das Provi ganz einfach reparieren – wir verrechnen den Patienten bei Provirep. nichts.
Bezüglich Bruch:
Es passiert immer wieder, das ein Provi bricht und/oder abgeht. Natürlich könnte man ganz leicht Provis machen, die nicht brechen, die würden dann aber wieder ein paar hundert Euro kosten, was für ein paar Wochen meistens zu schade ist …
Sehr geehrter Herr Dr. Belsky,
vielen Dank für Ihre Antwort. Die Zahnärztin hat von sich aus angeboten, das Provisorium in Kulanz vom Techniker neu anfertigen zu lassen und ich habe es am Abend, also am selben Tag, auch noch bekommen. Diesmal hat der Techniker allerdings an Material gespart und der vordere Flügelrand liegt unterhalb der Lachlinie – ist beim Lachen daher sichtbar. Ich habe nicht reklamiert, bin allerdings mit dem ästhetischen Erscheinungsbild nicht so zufrieden wie mit dem Teil davor – das halt nicht lang gehalten hat.
Bin ich ein “undankbarer” Patient, wenn ich jetzt nochmals reklamiere? Immerhin werde ich das Provisorium noch etwa zwei Monate tragen, wenn nicht noch länger. Ein gut sitzendes Teil trägt ja auch nicht unwesentlich zur Lebensqualität bei. Jetzt würde ich immer darauf achten, nicht zu breit zu grinsen..
Was würden Sie als Arzt in diesem Fall machen, wenn der Patient mit einem solchen Anliegen kommt?
Mit freundlichen Grüßen
Musher1
Sehr lieber Musher!
Sie sind weder undankbar, noch sind Ihre Anliegen sonderbar.
Jeder von uns hat einen Satz von Erfahrungen gemacht und mit diesem „Erfahrungssatz“ beurteilen wir die Welt. Man kann sich das sehr gut vorstellen als “Spinnweben”. Alles was Sie in einer “Matrix” (Automatrix, Berufmatrix, Familienmatrix, Liebesmatrix, …) erleben, hinterlässt einen Spinnfaden. Wenn dann etwas Neues in dieser Matrix passiert und dieses Neue auf ein bestehendes Spinnwebennetz (Erfahrungsatz) fällt, dann ist es sehr einfach neue Verbindungen (neue Spinnweben) aufzubauen.
So orientieren wir uns die ganze Zeit im Leben – mit „Spinnweben“, deswegen sind uns besonders Menschen sympathisch, die ähnlichen Spinnennetze haben, denn da treffen wir die passenden Worte und fühlen uns schnell “verstanden” – angenommen.
Nun ist ein Zahnarztspinngewebe total anders als das Musherspinngewebe, zudem schüren Medien ein Bild von der Medizin (Medizinspinngeflecht), wo alles immer gut und toll ist und wo es um die Gesundheit des Mensch geht.
Die Realität ist eine andere, das spürt Musher; dem Zahnarzt ist das vielleicht sogar auch bekannt, er ist aber im Spannungsfeld Leistungen bringen zu müssen, Gehälter zu zahlen … usw.
Wie kann man das alles jetzt lösen?
Ganz einfach, man redet miteinander, Sie bringen das Musherspinngeflecht dem ZA näher und dieser wird Ihnen sein Spinngeflecht (seine Welt) erklären. Das Provi muss halten, es sollte aber günstig sein und zudem halbwegs ansehnlich.
Ich kenne nicht die gesamten Details und so kann ich Ihnen wenig über die Sache selbst sagen, aus Erfahrungen weiß ich aber, dass manchmal mit Provis Probleme entstehen, auf der einen Seite will man dem Patienten Geld sparen, auf der anderen Seite soll es gute Dienste leisten und Qualität kostet eben Zeit und somit Geld … all diese Probleme kann man aber mit Gesprächen leicht lösen. Sollte der ZA pappig reagieren, dann haben Sie Mitleid mit Ihm, denn dann weiß er noch nichts von den Spinnweben und glaubt er wäre Zahnarzt 😉